Reinhard Ermen
Von Malewitsch bis Kabakov
»Russische Avantgarde im 20. Jahrhundert«
»Die Sammlung Ludwig«
Eine Ausstellung des Museums Ludwigin der Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln,16.10.1993 – 2.1.1994
Ab 1978 reiste das Sammlerehepaar Ludwig mehr als 50mal in die damalige Sowjetunion. Damit beginnt der systematische Aufbau einer an Fülle und Qualität wohl beispiellosen Sammlung zur russischen Avantgarde im 20. Jahrhundert. Daß es noch in den 70er Jahren möglich war, eine solche Sammlung praktisch vom Nullpunkt an aufzubauen, verwundert heute, aber zu dieser Zeit ist die Materie weitgehend eine Terra incognita, ganz abgesehen von der inoffiziellen sowjetischen Kunst, die Ludwig bei seinen Sammelreisen auch für sich entdeckt. Und so teilt sich die jetzt anberaumte Übersicht der Sammlung Ludwig in der Kölner Kunsthalle zur “Russischen Avantgarde im 20. Jahrhundert” in zwei deutlich voneinander getrennte Abteilungen, ja Ausstellungen, nämlich “Russische Avantgarde. Bis 1930” im 1. Stock und “Die neue Avantgarde. Von den 60er Jahren bis heute” im Erdgeschoß. Daß das Ehepaar Ludwig, geleitet von allerhöchsten Stellen, bei seinen Besuchen auch offizielle, von staatlicher Seite anerkannte Kunst gekauft hat, wird heute schnell vergessen. Vielleicht wird irgendwann einmal dieses Kontingent der Angepaßten (in den 80er Jahren wohl der einzig mögliche Weg zu den INOFFIZIELLEN) wieder gebraucht, um die anderen (Malewitsch genauso wie Kabakov) erst richtig zu begreifen.
Der erste Stock ist weitgehend ein Fest großer Malerei, angeregt durch den Versuch, Ordnung in den Stilpluralismus der voranstürmenden Kunst seit 1910 zu bringen. An deren vorläufigem Ende droht die “Rückkehr zur Figuration”, die sich nach Lenins Tod im Januar 1924 bereits ankündigt und 1934 unter…