‘von hier aus’
Zwei Monate neue deutsche Kunst in Halle 13 der Düsseldorfer Messe (29.9. – 2.12.1984)
von Annelie Pohlen
Kulissenzauber für die Kunst
“Neue deutsche Kunst” ist angesagt in Düsseldorf. Eine hölzerne Rampe aus – vermutlich – deutschem Walde, monströs, doch gemessen an ihrem suggestiven Wert eher von kleinbürgerlicher Monumentalität, führt zum Ort des Geschehens. Oben angelangt, wo Kunst im Detail noch nicht wahrzunehmen ist, bietet sich der Blick in die Messehalle 13 auf ein Ensemble architektonischer Gebilde, das hier seine Inhalte verschließt, dort Durchblicke erlaubt, die vermuten lassen, daß es sich um eine Ausstellung oder Präsentation von Kunstwerken handeln könnte. Postmoderner Kulissenzauber auf Zeit gebaut, hölzern, farbig, monumentalfeierlich bis undurchsichtig verschachtelt. Am Eingang leuchtet der Beuys’sche Schriftzug ,,von hier aus” in sinnig grünem Neonlicht. Das Industriezeitalter verbindet sich der grünen Utopie. So deutlich werden die Fakten eines Duells zwischen den Gegebenheiten und den Utopien nach dem Abstieg von der Empore – in die Niederungen kaum je wieder – es sei denn in dem zum Zirkus verkommenen Miteinander zwischen spießiger Cafeteria und Video-Trichter – auf dem Kopf – von Nam June Paik. Muß man schon den Weg in die Ausstellung als das eigentliche Indiz für die Verkehrung der Verhältnisse verstehen? Unter ‘normalen’ Bedingungen sollte man erwarten, daß das architektonische Gerüst, welches Hermann Czech für die von Kasper König getroffene Auswahl aktueller deutscher Kunst erstellte, auch der Kunst zu dienen habe. So, wie sich die Inszenierung in der Messehalle darbietet, spricht alles dafür, daß die Kunst nur noch der Architektur und…