München
Von Ferne
Bilder zur DDR
Museum Villa Stuck 06.06.– 15.09.2019
von Martin Blättner
30 Jahre nach dem Mauerfall ist die „Deutsche Demokratische Republik“ – jedenfalls für die jüngere Generation – in relativ weite Ferne gerückt. Für diejenigen, die die DDR westlich oder östlich der Mauer noch miterlebt haben, fällt die Beurteilung rückblickend kaum identisch aus: Zu konträr waren die real empfundenen Perspektiven. Doch diese Ausstellung versucht erst gar nicht, einen historisch authentischen Anspruch zu erheben, denn die KünstlerInnen beziehen oft persönliche Motive in Erinnerungen ein. Andererseits haben die aus dem Kontext isolierten DDR-Dokumente aus dem Brigade-Alltag oft eher skurrilen Charakter und taugen also nicht als Ready-mades, die in einen neuen Sinnzusammenhang umgedeutet werden könnten. So findet man sich teilweise in einem Kuriositätenkabinett oder in einer Wunderkammer vergangener Tage zwischen Befremden, Staunen und nachdenklichen Erkenntnissen wieder. Nicht alles kann überzeugen, auch wenn die Inszenierungen stimmen. Es kann auch nicht überall der gleiche künstlerische Maßstab angelegt werden, weil die Intentionen andere sind
Starten wir den Rundgang im zweiten Stock der Villa Stuck. Joachim Schmid (1955 in Baden-Württemberg geboren) konfrontiert uns als Erstes mit einem gängigen Porträt des ehemaligen Generalsekretärs Erich Honecker in einer Sammlung von 24 Drucken, von denen offen bleibt, welche tatsächlich in der DDR entstanden sind. Schmid spielt mit Erwartungshaltungen, mit dem überwachten Grenzzaun oder dem Trabi im Dickicht des Waldes neben Rätselmotiven. Paul Alexander Stolle (1992 in Leipzig geboren) hingegen hat Dias seines Vaters zusammengestellt, der als Musiker weltweit reisen durfte. Diese Projektion – mit gesprochenen Texten unterlegt – reflektiert der Welt…