Christiane Bergob
Von einer der auszog
Britische Kunst im 20. Jahrhundert
Royal Academy of Arts London, bis 5.4.1987
Staatsgalerie Stuttgart, 9.5.-9.8.1987
Das Schönste an dem Beruf eines Kritikers ist eigentlich, daß man gezwungenermaßen zum lebenslänglichen Autodidakten wird. Das Schreckliche daran ist, daß man bei manchen Themen Wissenslücken hat, von denen man. eben weil es ja um die Unwissenheit geht, nicht genau weiß, ob man davon wissen sollte oder nicht.
Als ich mich aufmachte, die große Ausstellung “British Art in the 20th Century” zu sehen, paarten sich in mir das Schreckliche und das Schöne. Zum einen fühlte ich mich gerade wegen der Lücken, deren Ausmaße ich nur erahnen konnte, nicht so recht wohl in meiner Haut, zum anderen wußte ich, daß es wieder Neues für den Autodidakten gab, denn was mir so zur englischen Kunst vor 45 einfiel, war recht dürftig.
Erste Eindrücke sind immer sehr wichtig, und die die mich hier ereilten, dünkten mich sehr englisch. Nicht so sehr in Bezug auf die ersten Bilder, die starke französische Einflüsse zeigen, (was man als Einstieg in die Ausstellung als eine, nicht gerade glückliche Wahl bezeichnen könnte), sondern vielmehr in der Art der Repräsentierung. Aber “Englisch” – was ist das eigentlich? Wie sieht das aus?
Wenn es um Räume mit Bildern geht, kommt als Vergleich eigentlich nur ein englisches Wohnzimmer in Frage. Die überwiegend alten Häuser haben natürlich in der Regel keine besonders großen Räume. Weil aber in jede einigermaßen gute “Gute Stube” mindestens zwei Sofas gehören, fängt die Enge, schon an. dazu kommen schwere, gemusterte Gardinen,…