MARTIN PESCH
Von der Rolle
ZU DEN ARBEITEN VON EVA GRUBINGER
Ein Berg von Zitronen liegt in Stockholm vor einem Elektrizitätswerk. Von den Zitrusfrüchten kann man sich sechs Stück nehmen und mittels des verteilten Bausatzes eine kleine LED-Leuchte, die in einer Kunststoffzitrone steckt, zum Leuchten bringen. Auf den Parkbänken um das Gebäude sitzen die Besucher der Ausstellung und führen das einfache physikalische Experiment durch. Eva Grubingers “Lemon Incest (girls vs. beuys)” ist wie alle ihre Arbeiten ein Spiel, in dem soziale Rollen aus den Angeln gehoben werden.
Explizit hat sie dies mit ihrer Ausstellung “Hype! Hit! Hack! Hegemony!” verdeutlicht, die sie 1996 im Künstlerhaus Stuttgart gezeigt hat. Ein abgedunkelter Raum, vier einzeln stehende Tische, deren Platten mit grünem Filztuch bezogen sind; vier schwarze, tief über jedem der Tische hängende Lampen; um jeden Tisch stehen mehrere Stühle: Casinoatmosphäre. Der Ausstellungstitel ist eine Aufzählung der Spiele, die an den Tischen gespielt werden können. Grubinger hat Regeln und Abläufe bekannter Gesellschaftsspiele wie “Monopoly” adaptiert und daraus vier neue Spiele entwickelt – den Namen entsprechend geht es in ihnen um Kunst, Pop, Internet und Theorie. Der erste Blick zeigt also das Füllen einer populären, an keine bestimme Szene und Altersgruppe gebundenen Form der Freizeitbeschäftigung mit Themen, die sehr wohl an bestimmte Gruppierungen gebunden sind, und von diesen nicht als Freizeitbeschäftigung angesehen werden.
Kunst, Pop, Internet und Theorie (gemeint ist hier politische Theorie, oder Kulturtheorie mit politischer Zielrichtung) sind Bereiche, in denen es um Kommunikation geht. In ihnen werden auf bestimmte Art und Weise Ansprüche Einzelner oder sich definierender…