Adel Abdessemed
Von der Provokation als geistige Revolution
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Abdessemed, im Norden Algeriens geboren, besuchte zunächst eine Kunstschule in Batna, dann die École Supérieure des Beaux Arts in Algier. Aus politischen Gründen verließ er 1994 seine Heimat und zog nach Frankreich. Dort schrieb er sich an der École Nationale des Beaux-Arts de Lyon ein. Von 1999 lebte Abdessemed in Paris, vorübergehend auch in Berlin und New York, wo er von 2000 bis 2001 am Stipendienprogramm des P.S.1 teilnahm. Seit 2004 wieder in Paris. Abdessemed, der als Installations- und Videokünstler an kontroversen Themen mit ambivalenten Aussagen arbeitet, löst mit dem, was er darstellt, nicht selten Provokationen beim Publikum aus. So auch mit seiner Arbeit „Habibi“ (2003/2004), einer über 17 Meter langen Nachbildung eines menschlichen, in der Luft schwebenden, von einer Flugzeugturbine „angetriebenen“ Skeletts. Für die Arbeit „Bourek“ (2005) entkernte er einen Flugzeugrumpf, den er nach Art einer Teigtasche zusammenfaltete. Gefahr, Gewalt und Tod sind die Themen seiner Video- und Fotoarbeiten, die er oft mit lebenden Tiere realisiert. So ließ er für „Séparation“ (2006) wilde Tiere, sogar einen Löwen, in den Straßen von Paris freiherumlaufen. In Berlin („Happiness in Mitte“, 2003) und Paris („Birth of Love“, 2006) filmte er Straßenkatzen bei ihren Fressgewohnheiten. Als er in einem mexikanischen Dorf das Erschlagen von Tieren mit einem Hammer dokumentierte, wurde die Einzelausstellung am SFAI in San Francisco wegen Morddrohungen vorzeitig geschlossen. Auch die Arbeit „Don’t trust me“ wurde aus dem Festival Glasgow International ausgeschlossen. Das Videoclip „Usine“ (2009), in dem er vorführt,…