TIMOTHY DRUCKREY
Von der Phänomenologie der Wahrnehmung zur Neurophänomenologie der Rezeption
Zusammen mit den revolutionären Übergängen der Ausdrucksmedien sind auch gleichermaßen expressive Metaphern entstanden: Konnektionismus, Parallelismus, Nanotechnologie, Assoziative Systeme, Fuzzy-Mathematiken, Chaos, verteiltes Verarbeiten, Immersion, Interaktivität, Hypermedien, Biocomputer, Vernetzen, smarte Technologien – eine “intelligente Umgebung” einer Reihe von Schnittstellen, die das Verhältnis zur Sprache, zum Gedächtnis, zum Körper, zur Ästhetik, Politik und Kommunikation neu definieren. Die Versprechungen – und Fallgruben – einer Cybersphäre verdecken einige der wesentlichen kulturellen Probleme der digitalen Medien in der vagen Hoffnung, daß die Themen des Zugangs und der Bedeutung sich in der Zukunft von selbst ergeben werden. Das ist eine schwierige Vorannahme der Technologie und Kreativität, die mit der wissenschaftlichen Sicht verknüpft ist, daß man Probleme nicht überwinden kann, sondern daß sie eher kontingent sind und sich entwickeln. Für einen Großteil der Arbeit mit elektronischen Medien sind die Merkmale – oft als Beschränkungen verstanden – des Sendens daher eher ein Hemmnis, das man überwinden sollte, als eine Form, die man hinterfragen muß.
Technische Medien projektieren ein kommunikatives System, das die Assimilation der Repräsentation in die Technosphäre, die Neurosphäre und die Genosphäre voraussetzt. Reaktionen auf die Reize wahrgenommener Phänomene werden durch die Untersuchung neuroreflexiver Aktivitäten des Gehirns als eines operierenden Systems ersetzt. In diesem System ist die kulturelle Repräsentation weniger bedeutsam als die psychologische. Das Kognitionssystem wird zu einem angemesseneren Gegenstand als das Kommunikationssystem. Systeme ersetzen Kulturen. Diese Metapher geht Hand in Hand mit den konnektionistischen Modellen, die man verwendet, um alles vom Internet bis zu den elektrischen Impulsen…