Amine Haase
Von der Fülle der Leere
Mauser – “Lieder der Nonnen” und der Kunst-Sommer ’98
Werkraum Uerdinger Straße 11, Köln
Lieder der Nonnen aus dem Garten Gotamo Buddhos” heißen die Arbeiten des Künstlers Mauser, deren Ausstellung den Kunst-Sommer im Werkraum Uerdinger Straße 11 eröffnen. Sie sind ein individueller Beitrag für diesen außergewöhnlichen Ort der Kunst in Köln und gleichzeitig prägendes Beispiel für das Konzept, das dem Programm zugrunde liegt: Eine persönliche Initiative des in Köln arbeitenden Mauser und des in Düsseldorf lebenden holländischen Komponisten Antoine Beuger, die vor drei Jahren erste Formen annahm und inzwischen wegen ihrer grenzüberschreitenden Wirkung vom Kulturamt der Stadt Köln gefördert wird. Die Uerdinger Straße 11 ist ein Ort der Kreativität, die sich intensiver nach innen richtet als nach außen – ein Ort der Stille, an dem die Gedankenverbindungen und Wahlverwandtschaften ein festes Netz bilden. Schöpfungen aus den Bereichen der Bildenden Kunst, der Musik, des Tanzes, des Wortes werden als zarte Pflanzen gehegt. Ihr unspektakuläres, aber beharrliches Wachsen offenbart jetzt, welch kostbarer Schatz dort gehütet wird. Auch das Programm dieses Sommers macht uns bekannt mit der Fülle der Leere.
Beispielhaft also der Beitrag von Mauser, mit dem am 9. Mai die erste Veranstaltungsreihe dieses Sommers eröffnete. Er besteht aus elf 2.30 mal 1.30 Meter großen schweren Büttenbögen, auf die Mauser die 521 Strophen der buddhistischen “Lieder der Nonnen” in fließenden Druckbuchstaben mit Wachsstift geschrieben – und anschließend ausradiert hat. Die Bögen, auf denen keine Radierspur und kaum noch ein Schatten der Schrift zu erkennen ist, hängen in dem…