Oliver Zybok
Von Columbine bis Kaarst.
An der Schwelle von Idylle und Kitsch
Ein Gespräch mit dem in Düsseldorf und New York lebenden
Künstler Stefan Kürten
Oliver Zybok: Deine Arbeiten erwecken eine beschauliche Ruhe, zeigen eine idyllische, von jeder Öffentlichkeit abgeschottete Privatheit. Dargestellt sind Bungalows und Einfamilienhäuser, oft in ihrer Gesamtheit, dann aber auch auf das Interieur kon-zentriert; dazu Gärten und detaillierte Einblicke in die Pflanzenwelt des Eigenheims. Menschen bleiben ausgespart. Was fasziniert Dich an der unantastbar anmutenden Privatheit?
Stefan Kürten: In meiner Kindheit behaupteten meine Eltern immer, dass alles “gut” wird, wenn wir erst einmal ein eigenes Haus erworben haben. Dieser Gedanke beinhaltet eine Art Gleichstellung von “Glück” und “Haus”. Meine Eltern wohnten mit drei Kindern in einer Mietwohnung. Wir durften keinen Hund haben. Alles, was man sich als Kind sehnsuchtsvoll vorstellte, wurde auf einen späteren Zeitpunkt verschoben: “Wenn wir erst einmal ein Haus haben …” Diese Auseinandersetzung mit Privatheit ist also ein familiäres Thema, das mich bis heute sehr stark geprägt hat. Als meine Eltern endlich bauen konnten, war ich fast erwachsen und es blieben nur wenige Jahre bis ich auszog. Das Haus war ein Synonym für: “Wir haben es geschafft! Alles wird gut!” Das war natürlich ein Trugschluss. In meinen Arbeiten behandele ich diese Idealvorstellungen. Sie sind in sich gebrochen. Ich verhöhne diese Sehnsucht nicht – das wäre zu einfach. Ich bin selber ein Teil dieser bürgerlichen Glücksverheißungen.
Ist die Thematisierung der Spießbürgerlichkeit nicht trotzdem ein ironischer Aspekt in Deinen Arbeiten? Bildtitel wie ,Perfect Day´ (2002) oder ,Everything´s Coming Along Fine´ (2004) scheinen…