Cornelia Gockel
»Von Beuys bis Cindy Sherman«
Sammlung Lothar Schirmer
Städtische Galerie im Lenbachhaus,
München, 7.8. – 26.9.1999
Es war an einem Herbstnachmittag im Jahre 1969, als Lothar Schirmer in Rom die Treppe des Palazzos in der Via Monserrato zur Wohnung von Cy Twombly hinaufstieg. Lange hatte er auf diese Begegnung gewartet und war entsprechend aufgeregt bei dem amerikanischen Maler endlich vorgelassen zu werden. “Ich traute meinen Augen kaum. Er lebte wie ein Fürst in einer gewaltigen Zimmerflucht inmitten griechischer und römischer Mamorskulpturen und den schönsten Bildern zeitgenössischer Künstlerkollegen: Rauschenberg, Franz Kline, Marcel Duchamp, Oldenburg und Warhol. Diese Mischung war unerhört und verschlug mir die Sprache. Aber am atemberaubendsten war seine Sammlung der wunderbarsten eigenen Gemälde und Zeichnungen, die sich in manchen Räumen in Dreierreihen über die Wände ausbreiteten”, erinnert sich Lothar Schirmer. Wie berauscht von dieser außergewöhnlichen ästhetischen Erfahrung verließ er mit drei Twombly-Zeichnungen unter dem Arm die Wohnung, und spätestens in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er selbst eine Kunstsammlung dieses Kalibers aufbauen wollte.
Die Anfänge waren schwierig, wenn man bedenkt, das Lothar Schirmer zu diesem Zeitpunkt noch zur Schule ging und das Geld für seine Kunstkäufe durch Ferienjobs mühsam zusammengespart hatte. Aber seine Begeisterung, seine Neugierde, sein Interesse für neue künstlerische Ansätze und nicht zuletzt auch seine Freundschaften mit wegweisenden Künstlerpersönlichkeiten befeuerten seine Sammlerleidenschaft. Heute gehört die Sammlung zu den wichtigen in der zeitgenössischen Kunst und belegt mit eindrucksvollen Werken künstlerische Entwicklungen der letzten 40 Jahre. Zahlreiche Anekdoten ranken sich um ihre Gründung und Lothar Schirmer wird auch nicht müde…