Gislind Nabakowski
Vom Zeichnen
Aspekte der Zeichnung 1960-1985
Frankfurter Kunstverein, 19.11.1985-1.1.1986
Kasseler Kunstverein, 15.1.-23.2.1986
Museum Moderner Kunst Wien, 13.3.-27.4.1986
Das komplizierteste Ausstellungsvorhaben des Frankfurter Kunstvereins realisierte Peter Weiermair mit Ingrid Mössinger: vordergründig könnte man die Schau, an der zwei Jahre gearbeitet wurde, für eine Fleißarbeit halten. 138 Künstler aus 12 Ländern sind mit knapp 400 Zeichnungen vertreten. Die größte Übersichtsschau zur Zeichnung seit der documenta 1977. Arbeiten aus einem Vierteljahrhundert, der Zeit von 1960 bis 1985 wurden vorgestellt. Der Katalog hat 500 Seiten. Parallel dazu zeigte das Städelsche Kunstinstitut »Amerikanische Zeichnungen 1930-1980« aus der Sammlung Menü. Wiederum flankierend stellten etwa 20 Galerien der Stadt Einzelkünstler mit Zeichnungen vor. Ein Gemeinschaftskatalog der Galerien scheiterte leider an internen Querelen..
Noch in den 60er Jahren hat die Zeichenkunst alle großen Trends begleitet. Künstler wie Andy Warhol, Claes Oldenburg und Jasper Johns sind hervorragende und aufregende Zeichner. Bevor er Künstler wurde, hatte Warhol in der Werbebranche gezeichnet. Die Sturheit der Zeichnung wurde damals ad acta gelegt. Sie erhielt Charme und Witz. Ausufernde Materialexperimente auf dem Papier begannen mit der Pop-Art erneut, nachdem sie sich schon im Jahrzehnt davor angebahnt hatten. Euphorisch und wortgewaltig feierte der Handel in den 70er Jahren die Zeichnung als eigenständiges »Medium«. Man witterte eigene Marktanteile, angeblich unverrückbare Ästhetik.
Doch vergebens. Die Strategie der Marktmacher zielte ins Nichts, wie schon einmal, als sich die Grafik-Künste nicht mehr an den Käufer bringen ließen. Dann heute, in den 80er Jahren, haben sich die Zeichenkünste in alle denkbaren und extremen Richtungen hin aufgesplittert. Eine unüberschaubare Vielfalt von individuellen Stilen…