Ludger Fischer
Vom Versagen der Moderne
Über Suzi Gabliks Buch »Has Modernism Failed?«
Vor einigen Monaten erschien in New York ein Buch, mit dessen Hilfe die Autorin die »klassische Moderne« endgültig ins Museum verfrachten will. Auf ihren dortigen Alterssitz fällt allerdings der Schatten jenes Vorwurfs, den die Autorin Suzi Gablik von einem nicht mehr modernen Standpunkt aus formuliert: »Has Modernism Failed?« Lassen wir mit der Moderne eine Zeit des Fortschritts und der Kreativität, oder eine Zeit der Verarmung und des Verfalls hinter uns? War die Moderne erfolgreich, oder hat sie versagt? Wenn es wirklich so war, wie Marcel Duchamp 1945 auf die Frage des Kunstkritikers John Bernard Myers ‘wieviel Leute wirklich Avantgardekunst mögen’ antwortete »Vielleicht 10 in New York, und l oder 2 in New Jersey«, wie kommt es dann, daß diese Avantgardekunst als Geldanlage einen »two-billion-dollar-a-year-market« speist? – daß auf der Berliner »Zeitgeist-Ausstellung drei Händler auf jeden Künstler kamen?
Frau Gablik sieht die Wurzeln dieses wirtschaftlichen Erfolgs der Avantgardekunst in den Erwartungen und der eskalierenden Nachfrage, die eine »bürokratische Megastruktur« des Kunstmanagements hervorgebracht hat. Kunst werde verwaltet, kontrolliert und vermittelt über Managementtechniken, public relations, professional marketing.
Es folgt das üblich Lamento über verlorengegangene Ziele und Ideale, an die die Menschen glauben können (in Deutschland sagt man auch ‘Werte’), die verlorene Tradition der Welt, »in die Künstler heute hineingeboren werden« (S. 13). Wird man als Künstler geboren? Die Erbschaft der Moderne sei, daß der Künstler allein stehe. Bis zur Moderne sei die Kunst in soziale und geistige Ordnungen eingefügt gewesen. Unsere Welt sei dagegen…