Peter Sandbichler
Vom skulpturalen Zufall getragen
Ein Gespräch von Franz Thalmair
Peter Sandbichler ist seit den frühen 1990er-Jahren als Bildhauer tätig, arbeitet mit Videos, Fotografie, Skulpturen, Installationen und im Bereich der Architektur. Gesellschaftsrelevante Fragen und systemkritische Komponenten spielen in seinem Werk neben formaler Kohärenz eine wichtige Rolle. Sein Interesse als Bildhauer gilt der Ambivalenz zwischen der Kontrolle über den Schein und die Abweichung, die durch Veränderungen entsteht. In seinen Arbeiten verwendet Sandbichler oft alltägliche, gefundene Materialien, die einerseits bestimmte Zusammenhänge aus der Alltagswelt transportieren und gleichzeitig dazu dienen, den Betrachter aus seiner passiven Rolle zu locken.
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Franz Thalmair: Seit Mitte der 1990er-Jahre arbeitest du an der Werkserie „The Uniform of the Private“. Es handelt sich dabei um Gegenstände des Alltags wie etwa Krankenhausbetten, Barhocker oder Metallspinde, die du so zusammenschnürst, dass aus den schweren Objekten schwebende Skulpturen entstehen, die lediglich an wenigen Punkten den Boden berühren. Wie funktionieren diese Skulpturen?
PETER SANDBICHLER: Die Arbeiten der Serie „The Uniform of the Private“ sind vom technischen Standpunkt aus betrachtet so genannte Tensegrities. Dieses Konzept und den Begriff hat der Architekt Buckminster Fuller geprägt und als modulares System angewendet, um seine legendären Kuppel- und Tragwerksstrukturen zu bauen. Es handelt sich dabei um einen Terminus, der sich aus den beiden englischen Worten „tension“ und „integrity“ zusammensetzt. Bei Tensegrities werden Druck- und Zugkräfte, die auf das Objekt wirken, voneinander getrennt. Die Druckkräfte wirken auf die Festkörper, die Zugkräfte auf die Verschnürungen, also auf jenen netzartigen Mantel, der die Objekte umgibt. Jeder einzelne Bestandteil dieser architektonischen Formen hält den anderen…