Paolo Bianchi
Vom prekären Dasein der Kunstkritik(er)
Vom Kunstwerk zum Kunstwert
Vom Schöpfer-Kritiker zum Kritiker-Schöpfer
Kritik(er) im Wechselspiel von Distanz und Nähe
Unterschied zwischen Kunstkritik und Kunstgeschichte
Der Kritiker als Sprachhandwerker und Ambivalenzler
Blick durch eine alles vergrößernde Lupe
„Der Übersprung aus dem Zwang zur Daseinssicherung“
„Bewusstmachender Kritiker“ in einer globalen Welt
Unterschied zwischen Kunst und Kritik
Der Kunstkritiker in unserer Gesellschaft vertritt eine vermittelnde Funktion: er kann, soll, muss differenzierte Betrachtungen zu Krise und Zukunft der Kunst anbieten.1 Gelingen ihm intelligente Kritiken, so bereichert er damit die Wahrnehmung von Kunst und macht das Nachdenken über Kunsterscheinungen vielfältiger und interessanter. Ihm obliegt die Beschreibung über die Auswirkungen von Kunst auf das Empfinden der Menschen. Rezensionen über Produkte der Kunst sind permanente Appelle, die Wahrnehmungssinne zu schärfen: Wir können, sollen, müssen lernen, mehr zu sehen, mehr zu hören, mehr zu fühlen. Kunstkritik generiert einen Mehrwert an Erlebnis- und Urteilsfähigkeit im ästhetischen Diskurs. Ihre Auseinandersetzung mit der Kunst beginnt immer mit der Betrachtung der Werke an sich und endet dort, wo Sinnlichkeit noch für die Kritik zugänglich ist. Kritikern und Künstlern ist gemeinsam, dass beide durch ihre freien Berufe einer immer prekärer werdenden urbanen Mittelschicht angehören und sich als Antipoden verstehen zu einer zweckrational eingerichteten Welt. Mit prekär sind die unsicheren Arbeits- und Lebensumstände gemeint. Im Kontext der kreativen Klasse meint prekär zugleich ein unsicheres Handeln, das nicht zu einem von vorneherein absehbaren Resultat oder soliden Produkt führt, sondern zu Ungewissheit. Ein Handeln, das sich durch die gelebte Autonomie und Freiheit in Schräglage zur Gesellschaft bringen kann. Die…