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Ausstellungen: Kassel · von Dirk Schwarze · S. 277 - 278
Ausstellungen: Kassel , 2005

Dirk Schwarze
Vom oppositionellen Rand ins Zentrum

„behind the facts. Interfunktionen 1968-75“
Kunsthalle Fridericianum, 30. Januar – 3. April 2005

Am Anfang stand der Protest. Nachdem sich abgezeichnet hatte, dass die für 1968 geplante documenta 4 in Kassel die politisch-kritische Kunst und die Aktionskunst nicht berücksichtigen werde, plante eine Gruppe um den Fluxus-Künstler Wolf Vostell ein Multimedia-Festival im Kasseler Staatstheater – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptschauplatz der documenta. Aber auch dieses Festival scheiterte, wie die Organisatoren beklagten, am Widerstand des documenta-Rates. Also nahm sich die Gruppe, zu der auch Jörg Immendorff gehörte, vor, die Eröffnungspressekonferenz mit einem Happening zu stören.

Wenig später gab in Köln der damalige Student Friedrich Wolfram Heubach die erste Ausgabe seiner Zeitschrift „interfunktionen“ heraus. Auch dieses Heft richtete sich mit ironischer Bissigkeit gegen die documenta. Indem auf dem Titelbild Arnold Bode mit dem damaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke beim Ausstellungsbesuch gezeigt wurde, wurde aller Welt verkündet, dass nun auch die documenta zum Establishment gehöre.

Diese Anekdote aus der Kasseler Ausstellungsgeschichte wäre nicht weiter der Rede wert, wäre nicht die Zeitschrift „interfunktionen“ in der folgenden Zeit zu einem aufregenden Forum für die künstlerische Avantgarde geworden. Die Zeitschrift bewegte sich vom oppositionellen Rand weg und wurde selbst zu einem Zentrum des internationalen Kunstaustausches. Heubach konnte nicht nur dank der Kontakte zu Vostell, Beuys und anderen zahlreiche Originalbeiträge veröffentlichen. Er machte seine Zeitschrift zu einem Marktplatz für die aufbrechenden neuen Kunsthaltungen, wo sich Fluxus und Konzeptkunst, Musik und Film, Aktion und Land-Art sowie Video und Fotografie begegneten. In den Heften waren die Künstler und…



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