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Essay · von Amine Haase · S. 447 - 448
Essay , 1996

Vom Glück des Zweifelns

Träume und Alpträume von Künstlern auf dem Weg in das Jahr 2000
Von Amine Haase

Was machen wir eigentlich mit dieser zwei, der in säuberlicher Reihung drei Nullen folgen? Seinen realen Kurswert erhält das janusköpfige Gedankengebilde zwar erst in etwa drei Jahren und zwei Monaten. Aber die Zukunft hat bereits begonnen; das einundzwanzigste Jahrhundert steckt uns in den Knochen und im Kopf.

Was also machen wir? Schauen wir gebannt, wie das Kaninchen auf die Schlange, auf die magische Schwelle? Oder sind wir cool, möglichst mit drei o, und sehen über jeden Zahlenfetischismus hinweg? Eines steht fest, die Künste, deren sich die Menschheit bislang (auch) als Seelentröster, als Fluchtmittel, als Erhebungs-Plattform bedient hat, entziehen sich schon lange dieser Rolle. Ihre Verweigerungs-Haltung wird mehr und mehr als schmerzlicher Verlust erkennbar.

Tatsächlich als schmerzlicher Verlust? Dann hätte die Selbsttäuschung gut funktioniert. Denn die Signale, sich zu entziehen, der schreibenden und der bildenden Künstler, der Komponisten und der Philosophen waren deutlich. Man braucht nur die inzwischen als “klassische Moderne” vereinnahmten Positionen zu durchleuchten – der Duchamps und Becketts, der Cages und Walter Benjamins -, um die Salto-mortale-Haltung der Jüngeren als völlig folgerichtig zu erkennen: In Zeiten, da jede Gegenbewegung in den Hauptstrom einer (vermeintlich) allgemeinen Richtung gelenkt und überführt wird, ist ständiges Hakenschlagen angesagt. Zumindest, wenn man sich nicht vom “mainstream” tragen lassen will, sondern die Richtung selber bestimmen möchte.

Diese Richtung weist – schon eine Weile – vom Zentrum in die Peripherie. Die zentrifugale Kraft ist inzwischen so groß, daß die Ränder zum Mittelpunkt…


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