MARTINA LEEKER
Vom »Geist« der Maschinen
FÜR EINE KULTUR DER TECHNOLOGISCHEN MANIPULATION DES KÖRPERS
Strategien der mediengerechten Kultivierung des Körpers oder:
Was die Medienstürmer bisher noch nicht wissen wollten
Es ist viel vom Verschwinden der Körper im Zeitalter digitaler, telematischer Kommunikation, die bald nur noch in virtuellen Gemeinschaften stattfinden soll, geredet und geschrieben worden. Um diese Befürchtung zu überprüfen, sollen an Körpertechniken der Menschen, wie sie in der Lebensreformbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts – in der zum ersten Mal der Verlust des Körpers durch Technik beklagt wurde – bis hin zum zeitgenössischen Tanz entwickelt wurden, die in historischen Epochen von den Medien implementierten Formen der Körperlichkeit untersucht werden. In Frage steht, ob sich an diesen Techniken eine Auflösung und Immaterialisierung des Körpers abzeichnet oder ob vielmehr Umformungen einer historisch tradierten Körperlichkeit ablesbar werden.
Es ist dabei davon auszugehen, daß die Medien, in die Fähigkeiten des menschlichen Organismus veräußert werden, nicht einfach Spiegel menschlicher Fähigkeiten sind, die uns diese aus der Distanz betrachten und analysieren lassen. Sie sind vielmehr vor allem Umwandler, Transformatoren dieser Fähigkeiten. Sie nehmen diese Fähigkeiten nicht einfach in sich auf. Sie verändern sie vielmehr gemäß ihrer eigenen technologischen Verfahrensweisen. Indem die Menschen mit den von ihnen veräußerten Teilen umgehen, verinnerlichen sie dieses ehemals “Eigene” wieder in der nunmehr fremden Gestaltung durch das Medium.
Wahrnehmung von Welt und Körperlichkeit sowie der Zugang zu ihnen sind also nicht von der Natur gegebene Möglichkeiten, sondern von den Medien implementierte Sicht- und Empfindungsweisen. Insofern ist der Körper sowohl als organische Grundlage unseres Weltbezugs als auch…