Claudia Herstatt
Vom Eindruck zum Ausdruck – Grässlin Collection
Bei Grässlins aus dem badischen St. Georgen ist die Begeisterung für zeitgenössische Kunst sozusagen eine Family Affair. Mehr als 1000 Werke haben die sieben Mitglieder des Schwarzwälder Unternehmer-Clans zusammengetragen. Davon zeigen die Hamburger Deichtorhallen eine Auswahl von 160 Arbeiten von 30 Künstlerinnen und Künstlern der 80er und 90er Jahre.
Der Titel der Schau “Vom Eindruck zum Ausdruck” ist einem Gemälde von Martin Kippenberger von 1981 entliehen. Der eigentlich erst nach seinem Tod im Jahr 1997 richtig zu Anerkennung gelangte Künstler spielte in der “Grässlin Collection ” seit den frühen 80ern bereits eine zentrale Rolle.
Intensiver Austausch mit Galeristen und freundschaftliche Nähe zu einer Reihe von Künstlern prägen das sehr persönliche Profil der über mehrere Jahrzehnte hin zusammengetragenen Sammlung. So konnte es nicht ausbleiben, dass die einzelnen Mitglieder der Familie selbst mehrfach zum Gegenstand der Kunst wurden. Ein feierlich-dunkles “Familienportrait” haben Clegg & Guttmann 1994 auf Cibachrom gebannt. In den Deichtorhallen hängt das wandfüllende Werk nun als Frontispiz in der Eingangshalle. Dazu gruppiert ist eine Gruppe von Vasen auf Sockeln. Ausladend und schmal, bauchig und zylindrisch, gläsern und tönern, gefüllt mit weißen Calla, Vergissmeinnicht, blauen Annemonen und leicht welken Rosen hat sie Tobias Rehberger Anna, Bärbel, Sabine, Karola und Thomas Grässlin nicht ohne Humor zugedacht.
Ganz so gesetzt wie auf dem Clegg & Guttmann-Foto kann es aber im St. Georgener Familien- und Künstlerkreis nicht zugegangen sein, wo Martin Kippenberger sich zu seinem 40. Geburtstag ausbat, das Oberhaupt der Familie in Tracht und traditionellem “Bollenhut” zu sehen….