Nadja Taskov-Köhler
Vom Artefakt zum Kunstwerk – Stillstand oder Wandel
Präsentationen und Möglichkeiten Neuer Kunst aus Afrika
In der Darstellung des Häßlichen übertrifft kein Volk diese Westafrikaner, welche zum Überflusse die Skulptur so sehr lieben, daß sie sich gar nicht genug thun können, mit den Fratzen die sie in jedem zugänglichen Material ausprägen. Um von der Indezenz derselben nicht zu reden, sind sie in der Mehrzahl hauptsächlich so häßlich, weil sie absolut nichts stilisiertes an sich haben, sondern brutal, naturwahr sein oder höchstens ins Häßliche übertreiben wollen.
Dr. Friedrich Ratzel 18871
Einige Leute sagten, hast du in Amerika studiert, wo hast du studiert, in Deutschland? Nein. Dann kam eine Dame auf mich zu, ich glaube, von der französischen Botschaft, und sie sagte: Meine Bilder sehen aus wie die von einem französischen Maler. Und dann traf ich wieder Leute, die sagten, daß ich so anders wäre und meine Arbeiten das Feeling der Umgebung hätten, aber die Motive seien total nicht nigerianisch… Nigerianer malen keine Blumen!
Jerry Buhari 1991
Kaum eine Kunst eines Kontinents hat in der europäischen Betrachtung so viele Verwandlungen durchmachen müssen wie die Afrikas, bevor sie als der europäischen ebenbürtig angesehen wurde. Ihre Aufwertung beim europäischen Betrachter – vom Artefakt zum Kunstwerk – verdankt sie jedoch der Tatsache, daß diese Kunst den Weg aus dem Völkerkunde- ins Kunstmuseum fand.
Die New Yorker Ausstellung “‘Primitivismus’ in der Kunst des 20. Jahrhundert” (1984) hat nicht nur gezeigt, daß sich die europäische Moderne ihre innovative Kraft aus der afrikanischen Plastik holte. Sie war auch ein erstes, wenn auch umstrittenes…