Sigrid Feeser
Voluptuous Bad Ems?
Ein internationales Kunstprojekt durch den öffentlichen Raum Mohamed Abdulla, Stefan Lundgren, Pfelder und Jan Philip Scheibe
20.11. – 12.12.2004
Wenn die Abendsonne auf das historische Kurviertel scheint und das Weiß der weltberühmten klassizistischen Bäderarchitektur sich noch einmal so richtig festlich steigert, ist Bad Ems eine schöne alte Stadt. Dann kann man sich mit etwas Phantasie die großen Zeiten vorstellen, als Kaiser und Könige hier kurten und die Schönen und Reichen viel Geld in der Spielbank ließen. Doch die mächtigen Neonschriften über den Hotels verbreiten eine trügerische Gegenwart. Spätestens mit den siebziger Jahren wurden betuchte Müßiggänger rar. Kuren als Zeitvertreib ist nicht mehr so in, wer hierher kommt, hat wirkliche Probleme. Die ehemals prachtvolle Römerstraße wirkt kleinstädtisch, die Bausubstanz marode. Viele Läden haben dicht gemacht. Und an feuchtkalten Dezemberabenden könnte man hier schier verzweifeln.. Auch künstlerisch wäre nichts los in Ems, gäbe es da nicht das in der internationalen Kunstszene zunehmend als gute Stipendien-Adresse geschätzte Künstlerhaus Schloß Balmoral. Mit der Internationalität ist es nun leider vorbei. In seinem zehnten Jahr wurde das rheinland-pfälzische Vorzeigeinstitut vom fast erreichten Gardemaß auf ministeriell verordnetes Provinzmaß zurückgestutzt, das heißt, es ist ab 2005 im wesentlichen den kunstschaffenden Landeskindern vorbehalten.
„Voluptuos Bad Ems?“ Das als Frage nach dem möglichen genießerischen und sinnlichen Potential des Ortes formulierte internationale (!) Kunstprojekt wirkte da wie ein unverhofft aktueller Kommentar. Die auf bequemen kleinen Wegen durch den öffentlichen Raum der Bäderstadt zu erreichenden Eingriffe ins urbane Gefüge waren allerdings ein von den Künstlern selbst organisiertes Nebenprodukt des…