Renate Puvogel
Volle Scheunen
Ein Kunstprojekt in 12 Dörfern von Eifel und Ardennen, 1.6. – 31.8.1997
Von welcher Himmelsrichtung sich der Kunsttourist den abgeschiedenen Dörfern auch nähert: die Reise ist weit. Und das ist gut so, denn die Autofahrt stimmt ein in die abwechslungsreiche Landschaft des Dreiländerecks Deutschland, Belgien und Luxemburg. Man fährt durch fruchtbare, saftiggrüne Wiesen und gelbe Felder, welche reiche Ernte versprechen, schlängelt sich über sanfte Hügel auf Straßen, die dann wieder den Bachläufen entlang in kargen, tief eingeschnittenen Schluchten verlaufen. Immer wieder passiert man kleine, gepflegte Ortschaften mit weißgetünchten, schiefergedeckten Häusern und Hofanlagen aus massiven Grauwacken und wetterfestem Tonschiefer.
Alles scheint in bester Ordnung zu sein. Doch der Eindruck trügt, längst hat die Gegend wie überall eine radikale Umwandlung mitgemacht; Mäh- und Erntemaschinen bereiten das Korn auf dem Felde vor und Silos nehmen die Reserven auf: Die Scheune, einst Platz zum Dreschen, zum Speichern von Getreide und Futter und auch zum Feste feiern, hat ausgedient. Die ehemals notwendigen Überlebensspeicher sind zu Schuppen für Gerätschaften, zu Lagerräumen für Transporter oder Campingwagen zweckentfremdet, und sie verkommen mittlerweile zusehends. Viele Scheunen sind derzeit ungenutzt und stehen leer. Manche Bauern haben ihre Höfe aufgegeben und an Städter verkauft; kurzum, aus einem autarken Landwirtschaftsraum ist ein touristisches Naherholungsgebiet geworden.
Um diese fundamentale Wandlung aufzuzeigen, hat sich Francis Feidler, Künstler und Initiator von mehreren Kunstprojekten im belgischen Raum der deutschsprachigen Gemeinschaft, ein Thema ausgedacht, das die Probleme der Region aufzeigen und ihr zumindest vorübergehend neue Perspektiven eröffnen könnte. Ausgehend von seinem eigenen künstlerischen Zentralthema, das physische und…