SILKE WENK
Volkskörper und Medienspiel
Zum Verhältnis von Skulptur und Fotografie im Deutschen Faschismus
Gefällt sie Dir auch so gut wie mir?” fragt zu Beginn der vierziger Jahre der frischverheiratete Deutsche seine Angetraute auf der Rückseite einer Kunstpostkarte mit der weiblichen Aktskulptur eines NS-Künstlers, “Sieht sie nicht … ähnlich?” auf einer anderen, die ebenfalls zwischen zum Teil noch unbeschrifteten Postkarten aus dem “Haus der Deutschen Kunst” mit Skulpturen von Arno Breker, Josef Thorak und anderen liegt.
Solche vereinzelten, zufälligen Funde kann man auf dem Trödel oder zwischen den Briefen und Erinnerungsfotos der Generation machen, die den Faschismus erlebt hat. Sie zeigen, da die Skulpturen der NS-Künstler durchaus im Alltag einen Platz hatten. Fotografische Reproduktionen der NS-Skulptur konnten dazu dienen, sich darüber zu verständigen, was schön sei, und darüber hinaus auch zur Anregung für die “ganz private” Aktfotografie. Das belegt zum Beispiel der Brief, den Martin Warnke vor einigen Jahren in einem Bändchen über den Bildhauer Fritz Klimsch gefunden hat. “Meine Geliebte”, fragt der Absender, “darf ich mit diesem kleinen Klimsch zu Dir kommen und … wünschen, Dich auch so zu besitzen, wie manche Plastiken von dem Künstler gebildet sind… ich glaube, da Dein Körper auch so schön wäre im Bild.” 1
Welche Bedeutung Kunstpostkarten – exemplarisches Medium im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Kunst – in der NS-Zeit hatten, ist bislang kaum erforscht. Aber da noch in den Kriegsjahren Angebot und Nachfrage zumindest in Berlin nicht nachlieen, kann man sich von ZeitgenossInnen erzählen lassen.2 Da die NS-Strategen sich von den neuen Medien einiges versprachen,…