Reinhard Ermen
Volker Tiemann
»Stücke für Bühl«
Städtische Galerie Bühl 14.03. – 6.04.2008
Wir sind in Bühl, einem blitzsauberen auch wohlhabenden Städtchen (30.000 Einwohner) zwischen Baden-Baden und Offenburg. Im 1992 sanierten Friedrichsbau, der ehemaligen Stadthalle aus dem späten 19. Jahrhundert, residiert die Städtische Galerie; das heißt dreimal im Jahr werden hier ambitionierte Ausstellungen (Kurator Bernd Künzig) gezeigt, die jeweils drei Wochen dauern. In der überregionalen Wahrnehmung gehen solche kurz bemessenen Ereignisse naturgemäß unter, aber eine längere Laufzeit ist nicht möglich, da der Friedrichsbau eine begehrte Örtlichkeit ist. Hier zelebriert z. B. der ehemalige SWR-Intendant Peter Voß seine „Bühler Begegnungen“, und regelmäßig wird der große Saal für die Sitzungen des Gemeinderats gebraucht. Was die Ausstellungen angeht, folgt als nächste eine Schau mit Kunst der Region und dann wird Kristof Georgen hier gezeigt, der im letzten Jahr den Kunstpreis der Stadt Bühl erhielt. 2007 war der für Zeichnung ausgeschrieben.
Eben ist hier die Ausstellung, um nicht zu sagen eine kleine Retrospektive von Volker Tiemann (*1963 Kiel) zu Ende gegangen. Der Bildhauer ist einer von denen, die mit Witz und einer gelegentlich geradezu virtuosen Erzählkunst, der Plastik ihr lange anhaftendes Schwergewicht austreiben. Tiemann, der in Kiel und Norwich (GB) Kunst studiert hat, ist auch ein souveräner Holzschnitzer. Der Künstler lässt sich aber von dieser Naturbegabung nicht überwältigen, sie ist vielmehr Signatur einer allgegenwärtigen Genauigkeit. Außerdem ist die Schnitzkunst Zuträger einer Poetischen Praxis, in der Mixed Media Begegnungen und der darin eingefangene Diskurs der Materialien die Bildphantasien sozusagen anspitzen. Die Verführung zum Unverbindlichen hält er meistens im…