Uta M. Reindl
Volker Saul
Galerie Gabriele Rivet, Köln, 8.11.1996 – 4.1.1997
Volker Saul setzt seine Auseinandersetzungen mit der Zeichnung konsequent fort. Waren es ab Mitte der achtziger Jahre zunächst weiße Kreidezeichen, die wie geheime Systeme in den dunklen Farbschichten auf- und abtauchten, variiert der Kölner Künstler später das Spiel mit Zufall und Kalkül in seinen “Tubenzeichnungen”, bei denen er direkt mit der Öltube auf Papier zeichnete. Das Phänomen des Schreibens als ein motorischer Vorgang beziehungsweise Findungsprozeß autonomer Zeichen wurde bald ein zentrales Thema in der künstlerischen Arbeit Volker Sauls. Und nun ist aus der Linie Skulptur geworden.
In den nicht einfachen, aber für jede Installation natürlich reizvollen Räumen der Kölner Galerie Gabriele Rivet hat Saul seine minimalistischen Skulpturen im Dialog mit der Architektur installiert. Anders als in den vorherigen Ausstellungen bei Rivet, wo der 41jährige Künstler präzise zeichnerische Eingriffe im Raum vornahm, handelt es sich bei den mit handschriftlichen Linien assoziierbaren Skulpturen jetzt um autonome Wandarbeiten. Die von rhythmischen Kräften bestimmten Linien formieren sich im Raum zueinander – wie schon angemerkt – und in Abstimmung mit dem Umraum. Sie formieren sich zu einer spannenden Syntax, was sich sodann wie ein beeindruckend präzise und überzeugend gesetzter Kommentar auf die räumlichen Gegebenheiten liest.
Die scharfkantigen, intensiv farbigen und monochromen Linienskulpturen sind handwerklich exakte Übertragungen einiger, aus zahllosen Beispielen sorgfältig ausgewählter Schrift-Zeichnungen. Die Strichbreite der Linien bleibt im Verlauf stets konstant, sobald diese variiert, verändert sich entsprechend die Tiefe der aus massivem MDF gefertigten Plastiken.
Die Schwere beziehungsweise Körperhaftigkeit der Plastiken scheint einmal durch spezifische Oberflächenbehandlung relativiert….