JÜRGEN RAAP
Volker Saul
Galerie Gabriele Rivet, Köln, 27.6. – 12.7.2003
Ausgangspunkt von Volker Sauls plastischen Wand- und Bodenobjekten ist die Zeichnung. Es sind Zeichnungen mit dicken, klaren Konturlinien, die eine prägnante Form umreißen. Manche erlauben figurative Assoziationen, etwa jene, bei der man eine Person zu sehen glaubt, die sich ein Kleidungsstück über den Kopf zieht. Doch der Künstler selbst betonte einmal in einem Interview, je reduzierter die Formensprache sei, desto mehr Möglichkeiten hätte er, wenn er aus diesen Zeichnungen bestimmte Formen für den Bau von skulpturalen Körpern auswählt.
Die plastischen Objekte bestehen aus MDF-Material, und sie werden aus jeweils 2 cm dicken Schichten zusammengefügt. Vier bis fünf solcher Schichten benötigt Saul, bis das Wandrelief schließlich sein endgültiges Aussehen erlangt hat. Mit den kurvigen Biegungen erinnern diese Skulpturen manchmal an typografische Fragmente oder an Zeichnungen von Chromosomen; einige sind auch kreisrund oder nierenförmig.
Volker Saul fasst solche Objekte zu Werkgruppen zusammen, die flexible Systeme darstellen: Sie sind in der Ausstellungssituation frei kombinierbar, wie dem Besucher bei der Bodeninstallation mit rund zwei Dutzend solcher Arbeiten in rot-weißer Musterung im Keller der Galerie vorgeführt wird. Damit erteilt Saul dem klassischen akademischen Kunstbegriff eine Absage, der die Wahl eines “fruchtbaren Moments” bzw. einer einzigen idealen und absoluten Möglichkeit der Formaussage beschwor. Das Streben nach bildnerischer und inszenatorischer Perfektion mündet gemeinhin in einem “Auf-den-Punkt-Bringen”, auf die geschliffene Pointe, und nicht auf die Variation eines Arrangements.
Bei Volker Saul jedoch haben die einzelnen Objekte den Charakter von Buchstaben, die man wieder zu neuen Wörtern kombiniert. Tatsächlich hat Saul in früheren…