Vivian Suter
“Manchmal male ich im Dunklen”
Ein Gespräch von Sabine B. Vogel
Über 500 lose, rahmenbefreite Leinwände hängen und liegen in dem riesigen, ovalen Raum des MAAT in Lissabon, in Regalgestellen eng nebeneinander platziert, an die Wände genagelt, manchmal überlappend oder auf den Boden auslaufend. Es ist Vivian Suters erste große Ausstellung in Portugal – und der Ort konnte besser nicht gewählt werden. 2017 eröffnet, liegt das Museum für Kunst, Architektur und Technologie (MAAT) im historischen Teil vom Stadtteil Belem gleich an der acht Kilometer langen Flusspromenade. Rund 7.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche teilen sich auf zwei Gebäude auf: das ehemalige Kraftwerk von 1908, in dem noch die gewaltigen Maschinen stehen, mit denen Strom erzeugt wurde und der sich in die Umgebung duckende, 120 Meter lange Neubau mit begehbarem Dach, entworfen vom britischen Architekturbüro Amanda Levete Architects. Finanziert wird das Museum von der EDP Stiftung, die 2004 von dem Energiekonzern gegründet wurde.
Hier also findet Disco statt, wie Suter ihre Soloschau im 14 Meter hohen, von zwei langen Rampen flankierten Hauptraum nennt. Auf einigen ihrer Bilder sehen wir nur einen einzelnen Pinselstrich, andere sind flächendeckend monochrom bemalt. Selten stehen Worte darauf wie „WHWA MAKES“ oder „Abstraction“ – ein interessanter Aspekt ihrer Kunst. Zwar kann man Motive entdecken wie Steine, Äste, Samen. Aber eigentlich ist diese Decodierung, die Suche nach bekannten Gegenständen unnötig. Denn Suter betreibt die Malerei wie eine Art Tagebuch, bestimmt von ihren Stimmungen, von der Natur um sie herum, vom Wetter. Die Bilder sind weder signiert noch datiert. Ihre Farbpalette…