Virtual Normality
Netzkünstlerinnen 2.0
Museum der bildenden Künste Leipzig 12.01. – 08.04.2018
von Rainer Unruh
Das Internet ist pink. Man kann der Farbe in „Virtual Normality“ kaum entkommen. Arvida Byström starrt an der Stirnseite des langgestreckten Ausstellungsraums auf ihr Handy: die Haare rosa gefärbt, das Top rosa, desgleichen der Slip, auf den das rosa Smartphone gerichtet ist. Rosa ist das Interieur der Hotels für Honeymooner, in denen sich Juno Calypso als moderne Venus inszeniert. Und rosa ausgeleuchtet ist auch das in der Mitte der Ausstellung aufgebaute Schlafzimmer eines Teenagers, eine Installation von Refrakt, Nicole Ruggiero und Molly Soda. Die in Leipzig ausgestellten Künstlerinnen bekennen sich offensiv zu der typischen Mädchenfarbe, die lange männlich konnotiert war, weil sie als verwandt mit der Blutfarbe Rot galt.
Die Netzkünstlerinnen haben auch keine Scheu, das aufzugreifen, was viele Mädchen und junge Frauen im Netz beschäftigt, nämlich die Physis. Was ist schön, was kann ich tun, um attraktiver zu werden, das sind Probleme, die Millionen Teenager umtreiben. Die Smarthpone-Exkursion in den Schamhaardschungel von und durch Arvida Byström hat hier ihren Ursprung. Die Schwedin reagiert damit auf eine Diskussion um ein Bild, das die kanadische Fotografin Petra Collins 2013 auf Instagram hochgeladen hat. User hatten sich an der unrasierten Bikinilinie gestört, woraufhin die Plattform das Bild und den Account löschte.
„Alle meine Arbeiten handeln von Mädchen in ihren Schlafzimmern und richten sich auch an sie“, sagt die Netzkünstlerin Molly Soda. Spätestens hier stellt sich die Frage, was sich verändert, wenn solche Bilder aus den sozialen Netzwerken in Museen wandern. Die Aufnahmen…