Gislind Nabakowski
Vincenzo Baviera
Installation-Skulptur Galerie Lüpke, Frankfurt, 6.5. – 7.6.1986
Als er zwanzig Jahre alt war, öffnete er einen Rahmenladen und baute in seiner Firma erfolgreiches Möbel-Design. Als der Architekturstudent Ende der 60er Jahre »Kunst für’s Volk« machen wollte, ohne eigentlich recht zu wissen wie, schlitterte er in eine »deprimierte Lebensphase«. Eine Therapie brachte dann Licht in seine äußerst »groteske Familiengeschichte«. Nebenher besuchte er Kurse für improvisierten Tanz und Körperausdruck. Dann entschied er sich noch für ein neues Studium der Sozialpsychologie und Ethnologie an der Universität Zürich.
Handwerklicher Tatendrang drängte den gelernten Architekten, schwierige Aufgaben anzunehmen – »ganz einfach nur so«, aus Spaß und fürs Geld. Für die renommierte New Yorker Künstlerin Chryssa baute er leuchtende Plexi- und Neonobjekte. Bei Jean Tinguely und George Rickey nahm er Aufträge zur Fabrikation von Eisenplastiken an. So wurde der heute 40jährige Schweizer Vincenzo Baviera zum Künstler.
Das riesige »Rad IV« in der winzigen Galerie Lüpke unweit des Frankfurter Römer sprengt die Dimension des Raumes. Dazu angeregt hat den Künstler ein ihm bekanntes Gefühl von »Enge und Eingeschlossensein«. Er berichtet von seinem Atelier in der Schweiz, wo er seit 20 Jahren in aller Enge Eisen- und Holzplastiken zusammenbaut, von der Luft, die dann vom Schweißen stickig ist, und daß er schon »häufig Lust hatte, den Raum in die Luft zu sprengen«. Während einer Bergtour durch die Schweizer Alpen hatte er einmal als Sensation einer kleinen Kirmes einen Löwen im Käfig gesehen – eingeschlossen. Erlebnisse dieser Art waren auch Auslöser für das wuchtige Holzrad. Auf Antrieb dreht sich…