Michael Hauffen
Village People
Kunstverein Wolfsburg, 11.7. – 10.9.2008
Seit dem Kinoerfolg von „We feed the World“ (2005) gewinnt die Auseinandersetzung mit Agrikultur und Landleben neue Aufmerksamkeit, die nicht von romantisierender Verklärung, sondern vom Interesse an Lebens- und Produktionsbedingungen geprägt ist. Auch in der Kunst geraten unsere biologischen Lebensgrundlagen an dieser Stelle zunehmend in den Fokus. Die Kuratorin Anne Kersten greift mit der darauf Bezug nehmenden Ausstellung „Village People“ nun schon zum dritten Mal ein Thema auf, das der aktuellen Flut von Urbanismus-Debatten in Form eines anregenden Perspektivwechsels begegnet.
Trotz des globalen und massiven Trends zur Industrialisierung der Landwirtschaft und ihrer zunehmenden Unterwerfung unter Profitgesichtspunkte dominiert mancherorts noch eine bäuerliche Kultur, die sich im Gegensatz zur Stadtkultur definiert. Eines der wichtigsten Unterscheidungskriterien scheint dabei das von Arbeit und Müßiggang zu sein. Das Projekt „Ein Dorf tut nichts“ von Elisabeth Schimana und Markus Seidl macht deutlich, dass zumindest in einigen Gegenden Oberösterreichs Menschen, die nicht permanent arbeiten, im sozialen Raum als nicht-existent gelten. Wenn sich trotzdem ein kleines Dorf überreden ließ, eine Woche lang nichts zu tun, und dabei ganz ungewohnte Möglichkeiten kollektiven Vergnügens ausprobierte, dann war dies auch ein Schritt aus der Verhärtung einer Identität, die sich gegen die Drohungen einer in den Städten konzentrierten Übermacht zu schützen versucht. Die harte Arbeit dient als Legitimationsgrundlage. Im Gegenzug taucht aber die Frage auf, ob Arbeit heute nicht als Privileg betrachtet werden müsste, das vielleicht am besten genutzt würde, indem man es gleichmäßig verteilte.
Die Argentinierin Letitia El Halli Obeid entstammt einer Familie, die in Folge…