Volker Rapsch
Vilém Flusser: Menschwerdungen
Für einen Buchzugründenden Dialog mit Volker Rapsch
Lieber Florian,nachstehenden Text stelle ich Ihnen zur Verfügung. Ich habe meine “Antwort”, soweit sie geschrieben war, gestrichen. Nicht nur deshalb, weil ich sie heute nicht mehr fertigschreiben könnte (bin nach einer Kieferoperation, die überraschend und dringend erforderlich wurde, sozusagen außer Gefecht gesetzt und hüte das Bett, und der Laptop behütet mich), sondern in erster Linie deshalb, weil ich auf einen Text, mit dem Vilém das Gespräch mit mir über das Unterfangen “Menschwerdung(en)” schriftlich einleiten wollte (und das in noch engerer und vor allem intensiverer Zusammenarbeit als der “Vampyroteuthis” entstehen sollte), jetzt, nach seinem Tod, doch nicht mehr reagieren möchte, denn ich habe das zu seinen Lebzeiten versäumt, obwohl er mich mehrfach auf den hier gleich folgenden Text sowie auf die ersten rund 50 Seiten des Skripts direkt angesprochen hat. Es gab eine Verabredung, demzufolge waren mir besagte Momente damals äußerst unangenehm. Und das sollen sie bleiben. Jetzt ist es zu spät.
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Die Tatsache, daß die Gattung Mensch (“homo”) gegenwärtig von einer einzigen Art (“homo sapiens sapiens”) vertreten ist, ist merkwürdig. Es ist würdig, sie zu bemerken, vor ihr aufzumerken und sie sich beim Bedenken alles dessen, das den Menschen betrifft, zu merken. So bemerkenswert ist die Tatsache, daß wir ihr einen Essay widmen sollten. Sie werden vielleicht einwenden, daß es eine zweite Menschenart gibt – den abscheulichen Schneemenschen, dessen taxonomische Bezeichnung mir leider nicht bekannt ist. Den Einwand weise ich ab, weil diese Art wissenschaftlich nicht belegt ist. “Yeti” ist…