Vilém Flusser
Von Florian Rötzer
Am 27.11.1991 ist Vilém Flusser bei einem Autounfall während der Rückfahrt von Prag gestorben. Auch für das KUNSTFORUM hatte er, wie für viele andere Zeitschriften ganz unterschiedlichen Charakters, unlängst begonnen, eine Kolumne zu schreiben. Obgleich er, wie er oft beteuerte, von der Kunst als solcher nicht viel hielt, für ihn die rein künstlerische Perspektive, abgekoppelt von Philosophie und Wissenschaft, eher einen Irrweg darstellte, war er doch hier zu Hause, fand er hier offene Ohren, suchte er hier Entwicklungen zu stärken und Veränderungen einzuleiten. Dies bezeugt auch der letzte Text, den Vilém Flusser an das KUNSTFORUM geschickt hat. So verbindet sich seine Würdigung der Aufgaben eines und des KUNSTFORUMS mit der traurigen Geste des Abschiednehmens von seiner Person, aber auch der Erinnerung und weiterführenden Aktualität seines Denkens in dieser Kunstzeitschrift. Schließlich glaubte er, daß mit den neuen Technologien auch ein anderes Denken anfängt, das die lineare Schrift und die rationale Argumentation überschreitet und sich in komplex übereinandergelagerten Bildern verwirklicht, die, gehalten in den Abgrund eines inhumanen Universums, den Menschen einzig Bedeutung stiften konnten: als Projektionen oder Träumereien, über die man darüber hinaus, dank der Telematik, dialogisch in die Nähe eines anderen Menschen tritt.
Weil es für die letzte Ausgabe des KUNSTFORUMS nicht mehr möglich war, seiner zu gedenken, entstand bei Dieter Bechtloff und mir die Idee, in der nächsten Nummer dies nachzuholen. Wir sprachen Freunde und ihm Nahestehende an, ob sie bereit wären, sich über die Begegnung mit diesem faszinierenden Menschen und den Einfluß, den seine Gedanken auf sie…