Renate Puvogel
Viktor Piwowarow
SONJA UND DIE ENGEL
Galerie Rudolfinum, Prag, 1996
Leopold-Hoesch-Museum, Düren, 23.2. – 13.4.1997
Bezeichnend für Viktor Piwowarow ist seine zyklische Arbeitsweise. Mehrere der neueren Zyklen dieses neben Ilya Kabakow prominentesten Vertreters der russischen Konzeptualisten sind in Düren ausgebreitet. Dennoch hat nicht etwa einer dieser Zyklen der Ausstellung ihren poetischen Titel gegeben, vielmehr bezieht sich “Sonja und die Engel” auf ein Fragment gebliebenes Bild, das wiederum ein Foto von einer konspirativ-fröhlichen Freundesrunde ins Metaphorische zu übersetzen trachtet. Nach ihm ist auch der letzte Band des 7teiligen Kataloges benannt, in welchem sämtliche Titel und innerbildlichen Texte der Zyklen aus der russischen bzw. tschechischen Sprache ins Deutsche übersetzt sind. Ohne die Assistenz dieser ‘rettenden Engel’, die auch an den Museums-Wänden über all ihre aufschlüsselnden Hilfestellungen hinterlassen haben, wäre der der slavischen Sprachen nicht mächtige Rezipient dieser eindringlichen Kunst verloren. Trotz Schützenhilfe geht ihm die eigentliche Dimension des Konzepts ohnehin abhanden, die letztlich aus dem unmittelbaren Erleben, dem assoziativen Weiterspinnen der zweifachen, aus Bild und Wort gewonnenen Realität dieser Erfindungen ihren Reiz und Wert gewinnt.
Für den Betrachter bleibt dennoch genug: Die Vielfältigkeit der angesprochenen Themen der Zyklen, ihre malerisch-zeichnerische Ausgestaltung, die unterschiedlichen Konstellationen von Bildern und Texten liefern genügend Wege zum Verständnis. Das, was sich etwa bei Ilya Kabakow und Vadim Zakharov als raumgreifende Installationen besichtigen läßt, vertraut Piwowarow ausschließlich dem Bild an. Das plane Bild ist höchstens zu Collagen oder Assemblagen und zu Bild-Kästen erweitert. Mit seinen Bilder-Zyklen bleibt Piwowarow am nächsten dem Ausgangspunkt aller Konzeptualisten innerhalb der russischen Nonkonformisten zu Anfang…