Vier Fragen an John Cage
Von Dieter Daniels
Lieber John Cage, 26. Okt. 1990
ohne Zweifel war Ihre Weise, die Welt zu sehen und zu hören, von grosser Bedeutung für die Entstehung von Fluxus. Ich möchte Ihnen deshalb vier Fragen stellen, die Sie mit je einem Wort, einem Satz oder einer Seite beantworten können.George Maciunas sagte einmal gegen Ende seines Lebens in einem Interview, dass innerhalb des gesamten Konzepts von Fluxus, das er mehrfach in sorgfältig ausgeführten Diagrammen dargestellt hat, Sie die allerbedeutendste zentrale Figur sind. Er bezeichnete sogar das ganze Diagramm als “Die Reisen des Heiligen John” – wobei er mit letzterem Sie meinte. Finden Sie nicht, dass er etwas übertrieb?
Nein.
Dick Higgins, der Ende der 50er Jahre zu Ihren Studenten zählte, sagte einmal, er glaube, Sie wären nicht besonders zufrieden gewesen mit den Stücken Ihrer Studenten in der heute so berühmten Cage-Klasse an der New School for Social Research – vor allem, da sie zu einfach waren. Stimmt das?
Ja.
In dieser Ausgabe von KUNSTFORUM werden unter anderem Notizbücher von George Brecht behandelt, in denen er zahlreiche Konzepte, Ideen, Beobachtungen usw. eintrug, während er Ihr Student in der bereits erwähnten Cage-Klasse war. Haben Sie ihn damals je Notizen machen sehen?
Ja.
An einem entscheidenden Punkt seiner Laufbahn führte der ehemalige Musiker und heute wohlbekannte Künstler Nam June Paik eine “Hommage an John Cage” auf. So wie er haben viele Fluxus-Künstler mit ganz verschiedenen Medien gearbeitet – mit dem Ziel einer “Intermedia Kunst”. Sie selbst haben auch Bücher geschrieben und Graphiken gemacht – sind im wesentlichen…