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Ausstellungen: Stuttgart · von Johannes Meinhardt · S. 276 - 278
Ausstellungen: Stuttgart , 2014

Johannes Meinhardt
Vielfalt der Räume

»Irgendetwas im Raum entzieht sich unseren Versuchen des Überfliegens«
Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 22.2. – 4.5.2014

Die Kuratoren – Iris Dressler und Hans. D. Christ – dieser Ausstellung, die Arbeiten von 18 Künstlerinnen und Künstlern umfasst, haben als Titel ein Zitat von Maurice Merleau-Ponty gewählt: „Irgendetwas im Raum entzieht sich unseren Versuchen des Überfliegens“; ein Zitat, das im Zusammenhang mit einer grundsätzlichen Veränderung – genauer gesagt mit einem Bruch – in der Geistes- und Kulturgeschichte des Westens um 1960 steht, der ebenso wie die Philosophie die Kunst ergriffen hatte. Für die Bewusstseinsphilosophie, die in den abgewandelten Formen des Existentialismus und der Phänomenologie bis in die sechziger Jahre vorgeherrscht hatte, war die zentrale sinnliche Kategorie die der Zeit: das sich selbst beobachtende und reflektierende Bewusstsein und damit die synthetisierende Instanz des Selbstbewusstseins erfahren die Zeit, oder genauer: die Präsenz (in der doppelten Bedeutung von zeitlicher Gegenwart und von leiblicher, psychischer und mentaler Anwesenheit) in der Form der Selbstpräsenz des Bewusstseins für sich selbst als eine unhintergehbare Wirklichkeit. Bewusstsein ist sich selbst präsent, und zugleich existiert es nur in der Präsenz, in diesem widersprüchlichen Augenblick der Gegenwart, der aufzuscheinen und wieder zu verlöschen scheint, verdrängt vom nächsten Augenblick. Und dementsprechend war für den Idealismus der Moderne das wesentliche Moment aller Kunst deren Bedeutung, deren Gehalt für ein Bewusstsein, in der Immanenz dieses seltsamen, raumlosen, zeitlich verfassten Innen.

Der Bruch mit der Bewusstseinsphilosophie um 1960 erfolgte parallel und innigst verschwistert mit dem Zusammenbruch des Idealismus der modernen Kunst. Was im Zusammenhang mit…



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von Johannes Meinhardt

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