Videospiel im Fernsehen
Die ersten Videokünstler machten eigentlich Fernsehkunst. Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre experimentierten Wolf Vostell und Nam June Paik mit TV-Bildern. Sie zerstörten den Bildinhalt, um den Blick auf das Medium zu konzentrieren. Niemand innerhalb der Fernsehanstalten erkannte damals die eigenständigen künstlerischen Möglichkeiten ihrer “Magie Box”.
Im frühen Fernsehspiel wurden kulturelle Ereignisse in Form von Theateraufführungen “übermittelt”, nichts Eigenes geschaffen. Bis heute ist Fernsehen in erster Linie ein Distributionsapparat, dessen Programm sich am fern-übertragenen Ereignis orientiert, nicht am Sehen selbst.
Video scheint als originäre Ausdruckstechnik für das Fernsehspiel geschaffen, wie der Film für’s Kino. Vergleichbar dem “Neuen Deutschen Film”, der sich ohne Fernsehgelder nie hätte entwickeln können, kann die Entfaltung einer eigenständigen Videokultur vom Fernsehspiel nur gefördert werden. Nicht allein die Finanzierung, auch die bundesweite Sendung holt Video aus den Ghettos der Galerien, Museen und Scenencafés.
Was die Fernsehausstrahlung zudem fruchtbar macht, ist die Reibung zwischen der Avantgarde eines sich entwickelnden Mediums und den etablierten Vermittlungscodes des Fernsehprogramms bzw. seiner Zuschauer.
Die Videomacher verbindet eine Art Haßliebe mit dem Fernsehen. Die meisten sind mit der “Glotze” aufgewachsen und in ihren Sehgewohnheiten davon stärker geprägt als vom Kino. Von den alltäglichen Wegwerfbildern allerdings müssen sie sich abgrenzen, um eine eigene künstlerische Identität zu gewinnen.
Am gelungensten vielleicht setzt sich Marian Kiss mit jenen Vor-Bildern auseinander. In “Chérie, mir ist schlecht” (1983) erzählt sie auf der Basis von Werbespotcollagen eine triviale Vampirgeschichte. Auch Bob Wilson verarbeitet in “Video 50” und “Stations” archetypische Fernsehtraumbilder.
Seit zwei Jahrzehnten kreist die Video-Debatte in kunstvollen Zirkeln um das Problem,…