Wolfgang Preikschat
Video – Die Poesie der Neuen Medien
Weinheim/Basel, Beltz-Verlag, 1987, 188 S., DM24,80
Mit dem Buch in der Hand ging der Rezensent wie üblich ins Sportstudio. Als er das Buch auf den Tresen der Rezeption legte, war das Interesse des Betreuers groß: “Oh, ist das über Video – zeig mal”. Er griff sich das
Buch und brach in enttäuschtes Seufzen aus: “Schade, ist ja gar kein Bild drin”.
Das allgemeine Bild von Video-Publikationen entspricht der Aufmachung von Versandhauskatalogen oder Fotoromanen. Es scheint unvermeidlich, Videotapes allein durch Fotos vermitteln zu können.
Kritische Literatur zum Video als ästhetischer Sprache gab es dagegen bisher praktisch nicht. Es existierten überwiegend rein deskriptive Texte zu technischen bzw. fortschrittsideologischen Problemen. Wolfgang Preikschat hat in seinem Buch zum ersten Male im deutschsprachigen Raum einen Versuch zur Gesamtschau dieses komplexen Phänomens unternommen. Er hat sich den allgemeinen gesellschaftlichen Implikationen und den Konsequenzen für die Wahrnehmung dieser Technologie gestellt, Video als ein eigenständiges Produktionsfeld neben Kunst, Literatur, Film, Fernsehen und anderen Medien begriffen und in seinen Grundzügen zu definieren versucht. Auch ein Jahr nach seinem Erscheinen hat es an Aktualität nicht verloren.
Von Zukunftspessimismus und Fortschrittsglaube gleichermaßen sich distanzierend gelingt ihm ein faszinierendes Stück kritischer Literatur, wie es sie nur selten gibt. Das Buch besteht aus zwei Teilen: Eingangs erfolgt eine gründliche kritische Untersuchung postmoderner Medientheorie am Beispiel der Ideen Neil Postmans. Die übrigen Kapitel versuchen eine Darstellung der poetischen Dimension, die dem Medium Video eigen ist. Preikschat begreift Video als Metapher für Poesie überhaupt und ist der Überzeugung, daß eine “Poetik” dafür…