Justin Hoffmann
<hers> – Video as a
Female Terrain
Landesmuseum Joanneum, 28.10. – 10.12.2000
<hers> erwies sich in zweierlei Hinsicht als riskant. Einerseits weil es nur Videoarbeiten präsentierte, obwohl noch heute prominente KunstkritikerInnen gerne schreiben, sie finden Videos eine unverschämt zeitraubende Angelegenheit. Selbst die Kuratorin Stella Rollig weist in ihrem Katalogtext “Video als Zumutung” auf diesen Umstand hin und fragt, ob Videokunst für das Format Ausstellung überhaupt kompatibel sei. Aber gerade ihre Sperrigkeit und Distanz zu den tradierten Konventionen hätten sie gereizt. Tatsächlich vergeht in <hers> die Zeit schnell. Ich war total überrascht, dass schon drei Stunden vergangen sein sollten, als ich mich zum Ausgang begab. Diese Kurzweil bei dem als langatmig verdächtigten Medium Video entstand nicht allein durch die interessante Auswahl an Videos, sondern auch durch die Ausstellungsarchitektur und die Faszination an Video-Beam an sich, dieser “machtvollsten, eindrücklichsten Präsentationsform” (Rollig). In diesem Sinne konnte man die Abfolge dunkler Projektionsräume als eine Art Multiplexkino begreifen, auch wenn etwa die Hälfte der Arbeiten – was meist inhaltliche Gründe hatte – über TV-Monitor gezeigt wurden. Bequeme Plastikbetten und Funk-Kopfhörer taten ihr Übriges. Man konnte sich in den Installationen und Videofilmen dieser Ausstellung verlieren.
Das andere Wagnis bestand in der Zuschreibung dieses Mediums als weibliches Terrain und als Folge, sich dem Vorwurf des Differenzfeminismus auszusetzen. Ein Grund dafür war ein parteiischer, das Interesse von Stella Rollig in der Stärkung weiblicher Positionen im Kunstsystem, ein anderer, die Beobachtung, dass gerade Frauen im Bereich Videokunst besonders erfolgreich sind. Ein dritter Aspekt bildete die Möglichkeit, sich auf eine Traditionslinie feministischer…