Ludwig Zerull
Victor Kraus
Sprengel Museum, 8.9.-13.10.1987
Galerie Kö 24, 8.9.-13.10.1987
In der Halle des Sprengel Museums stehen gegenwärtig vier Holzkisten, aus frisch geschnittener Fichte gezimmert. Sie stehen hochkant und sind bei einer Breite von weniger als einem Meter vier bis sechs Meter hoch, ragen in der Halle also fast unter die Decke. Je nach Standpunkt könnte man sie für gerade angekommene, noch nicht ausgepackte Transportkisten besonders schmaler, hoher Kunstwerke halten. Von der einen, geöffneten Seite sieht man merkwürdige, schwarze, nach oben spitz zulaufende Lattengerüste darin, teils löchrig kaputt – und beim zweiten Blick stellt man fest, daß es sich dabei offenbar um halbe, durch einen Brand zerstörte Rümpfe von Regattabooten handeln muß. Es muß gebrannt haben irgendwo im Bootshaus eines Ruderclubs. Victor Kraus hat aus diesen wertlos gewordenen, desolaten Relikten des Brandes künstlerische Menetekel gemacht, indem er sie in diese hellen Kisten stellte.
VICTOR KRAUS, der 33jährige Maler, ist in Ansbach geboren und an der Münchner Akademie ausgebildet. In dieser Ausstellung im Sprengel Museum hat er erstmals versucht, derlei Objekte mit seinen Bildern ins Zusammenspiel zu bringen, also einen räumlichen Zusammenhang, eine Installation, zu schaffen. Allerdings war so vielleicht von ihm auch eine Maßnahme gemeint, die ihm vor zwei Jahren vorübergehend Pressefoto-Publizität eingebracht hatte: in Bleckede an der Elbe, einem niedersächsischen Grenzort zur DDR, hatte Victor Kraus damals alle Bilder, die er dort während eines Stipendienaufenthalts gemalt hatte, an die der DDR zugewandten Seite des Feuerwehrturms im Dörfchen gehängt, damit »die da drüben« seine Kunst sehen konnten. Eine politisch zumindest mißverständliche Aktion.
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