Claudia Posca
Vibración
»Moderne Kunst aus Lateinamerika«
The Ella Fontanals-Cisneros Collection
Kunst- und Ausstellungshalle der BRD, 17.9.2010 – 30.1.2011
Dass Konstruktivismus und Konkrete Kunst mit Relation, Gewichtung, Komposition und Tektonik liiert sind und darüber hinaus mit kontrollierbaren Elementen mathematisch-geometrischer Natur operieren, deren Farben, Flächen, Räume, Gitterstrukturen und Linienraster eine nachvollziehbar objektive Kunst schaffen zur Schärfung der Sinne jenseits der Abstraktion von einer vorbildlichen Welt und damit als ein authentischer Ausdruck technologisch-moderner Entwicklung erscheint, das zählt zum Basiswissen einer Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Und bringt vor allem Namen wie Malewitsch und Tatlin ins Spiel, aber auch Größen der Bauhaus- und der de Stijl-Bewegung von László Moholy-Nagy über Mies van der Rohe bis hin zu Piet Mondrian oder Theo van Doesburg, von Max Bill über Josef Albers bis hin zur kinetischen Kunst und der Op-Art einer Bridget Riley oder eines Viktor Vasarely.
Nie zuvor aber wurde Konstruktivismus/konkrete Kunst so explizit mit Lateinamerika in Verbindung gebracht, wie das jetzt die Bonner Bundeskunsthalle mit der splendide arrangierten Überblicksschau „Vibración“ mit rund 200 Werken von 85 Künstlern in bemerkenswert Horizonterweiternder Weise stemmt. Nicht nur, dass die famose Sammlung der in Miami beheimaten, 2002 als Non-Profit-Organisation gegründeten, junge lateinamerikanische Kunst durch Stipendien fördernden Stiftung der Ella Fontanals-Cisneros Collektion (CIFO), daraus sich der immens facettenreiche Bonner Parcours zwischen Malerei, Skulptur, Zeichnung, Objekt und Fotografie rekrutiert, jetzt erstmals in Europa zu sehen ist, nachdem die ungeheuren Schätze schon in den USA für Furor gesorgt hatten. Sondern auch, dass die unbedingt sehenswerte Themenausstellung das Vorurteil kippt, südamerikanische Kunst sei gleichbedeutend mit präkolumbianischer,…