Heinz-Norbert Jocks
Jenseits der Stadt
oder
Versuch über die Landschaftsmalerei
Wenn heute gemalt wird, so ist das immer verbunden mit der Frage »Geht denn das überhaupt noch?« Zur Zeit häufen sich wieder Ausstellungen, die sich mit dem »Dennoch« auseinandersetzen. KUNSTFORUM druckt, in diesem Band beginnend, eine Folge größerer Essays ab, die die aktuelle Diskussion begleiten sollen: Zu Beginn der »Versuch über die Landschaftsmalerei«, bei der die zitierte Frage besonders drängend auftaucht; exemplarisch dargestellt werden u.a. Arbeiten einiger Richter-Schüler. Mit Richter selbst setzt sich im nächsten Band Johannes Meinhardt in seinem Aufsatz »Malerei nach dem Ende der Malerei« auseinander, in dem die vielen in der jüngeren Kunstgeschichte schon erreichten End-Positionen der Malerei systematisch untersucht werden. Danach dokumentieren und diskutieren wir die Malerei-Ausstellungen in Graz (»Pittura Immedia«) und Stuttgart/Düsseldorf (»Das Abenteuer Malerei«).
1. Die objektive und subjektive Landschaft
Als ich mir vornahm, einen Essay über Landschaftsmalerei zu schreiben, besaß ich nur eine vage Vorahnung von der Komplexität des Themas, den Umwegen und mannigfaltigen Entscheidungen, die mich erwarteten. Zunächst interessierte mich das Wie der Umwandlung von Außenansichten in Bilder und die Gründe, warum gerade heute das weite Feld scheinbar gegengängiger, also nicht ins Bild der Moderne passender Landschaftsmalerei beackert wird. Doch schon bald fand ich mich in deren Geschichte selbst so stark verwickelt, daß sich das Unternehmen in meinem Kopf schier endlos ausdehnte. Da half nur, sich auf einen Kreis von Künstlern zu begrenzen, an deren abweichender Weise, auf Landschaft zu reagieren, sich festmachen läßt, was Malerei insgesamt auszeichnet und was sie von sich aus noch vermag….