Heiter scheint die Schweiz. Zumindest in der Kunst. Beispiel Basel: Gleich neben der Kunsthalle plätschert, sprüht, spritzt und trieft eine Geräteansammlung mechanisch vor sich hin; die hat so gar nichts von forschen Fontänen, munter sprudelnden Mäulern oder edel überquellenden Schalen. Kein hehres “Auf steigt der Strahl” wie beim “Römischen Brunnen” von Conrad Ferdinand Meyer, dem Dichter, der sich einst von der Fontana ovale und der Fontana rotonda im Park der Villa Borghese anregen ließ1. “Schlapp stößt das Rohr” oder “Wirr sprüht’s heraus”, müßte es bei der Baseler Brunnenanlage heißen, die Mitte der 70er Jahre nach Entwürfen von Jean Tinguely errichtet wurde. Eines der zehn aberwitzigen Aggregate, die “Querpfyffer” heißen, “Suuser” oder “Spritzer”, sieht aus wie ein müder Gymnast, der mühsam sich nach hinten reckt, langsam, langsam einen Stahlarm hebend: Da blubbert, rinnt und tröpfelt kraftlos Wasser heraus, als röchele die defekte Etagendusche eines miesen Hotels vor sich hin. An anderer Stelle verrichtet ein flotter Wackler sein Werk; der muß einer Liaison zwischen der Dicken Bertha und einem Kleingärtner entsprungen sein: Angeschlossen an einen schwarzen Schlauch steckt zwischen zwei gummiummantelten Rädern ein kurzrohriges Geschütz, das schießt einen schlenkernden Strahl über die Wasserfläche, als gelte es, einen Rasen zu sprengen. Inmitten dieser maschinellen Wasserspiele hebt und senkt sich ein Reststück aus einer historisierenden Fassade – der “Theaterkopf”. Wallendes Haar rahmt das dralle Gesicht einer Dame, die grinsend Gründerzeit-Optimismus zur Schau trägt; angesichts der merkwürdigen Gesellschaft, in der sich die Frau ohne Ober- und Unterleib nunmehr befindet, hat sich ihre eiserne Zuversicht jedoch…
Titel:
Kunst und Humor
· von Michael Hübl
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Kunst und Humor
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