Jürgen Morschel
Versuch einer Kapazitätserweiterung des Kunstwerks
Zu Earthworks, Bildern und Objekten von Michael Heizer
Als Michael Heizer im November 1974 in der New Yorker Fourcade-Droll Gallery eine Ausstellung mit Bildern und Objekten zeigte, war die Überraschung beim Kunstpublikum groß – allzusehr hatte man sich daran gewöhnt, in Heizer (der 1967 zu malen aufgehört hatte) einen Wortführer der Land-Art zu sehen und ihn zu identifizieren mit der Land-Art-Ideologie oder dem, was man dafür hielt. Der Ausbruch aus dem durch Atelier, Handelsgalerie und Sammlung markierten Zusammenhang galt als ein wesentliches Argument der Land-Art, das auch in einem Satz Heizers anklingt: ‘Die Position von Kunst als gefügiges Tausch-Handelsobjekt gerät in dem Maß ins Schwanken, wie die kumulativ-ökonomische Struktur ihre Übersättigung erreicht hat. Die Museen und Sammlungen sind vollgestopft, die Böden hängen durch, aber der wirkliche Raum existiert noch’1 Doch erweist es sich als ein Mißverständnis, diese Äußerung auf sozialpolitische Motive einzuschränken. Denn Heizer sagte andererseits auch: ‘Ich war nie darauf aus, das Galeriesystem oder das ästhetische Objekt zu zerstören… Ich bin nicht radikal. Tatsächlich wende ich mich rückwärts. Ich verbinde mich gerne mit der Vergangenheit.’2 Ohnehin mußte auch der Charakter des Ortes zu denken geben, an den Heizer seine künstlerischen Aktivitäten nach Aufgabe der Atelierproduktion von ästhetischen Handels-Objekten verlegte: Jener wirkliche Raum, der noch existiert, war für Heizer die Wüste, wo er, wie er selbst sagte, ‘jene Art von unberührten, friedlichen, religiösen Raum finden könne, den Künstler immer in ihre Arbeit aufzunehmen versucht haben.’3 Dieser Ort, abgelegen und schwer erreichbar, besitzt zunächst einmal nicht…