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Titel: Die oberflächlichen Hüllen des Selbst · von Sven Drühl · S. 172 - 183
Titel: Die oberflächlichen Hüllen des Selbst , 1998

SVEN DRÜHL
Verstrickungen

1. Theoretische Voraussetzungen

Mode beeinflußt Kunst. Diese scheinbar triviale Aussage bezüglich des Verhältnisses zweier unterschiedlicher kultureller Bereiche ist Ausgangspunkt des vorliegenden Textes. Daß Strategien der Kunst (z. B. Offenlegung der Struktur bzw. der Vorgehensweise als ästhetisches Mittel) im Modekontext wirksam werden, ist keine neue Einsicht und zeigt lediglich die Durchlässigkeit bzw. Offenheit in entgegengesetzte Richtung, d. h. Kunst beeinflußt Mode.

Doch wie verhält es sich umgekehrt? Gibt es Beispiele für das Einwirken von Mode auf den Bereich der gegenwärtigen Kunstproduktion oder ist das Verhältnis beider Sphären sogar dialektisch zu nennen und sind diese somit nicht voneinander getrennt zu denken?

“Am Ende des 20. Jahrhunderts ist die Mode geworden, was die Kunst hätte sein wollen: In ihr kommt der Zeitgeist zur Darstellung.” 1

Diese relativ junge These Barbara Vinkens zum Verhältnis von Mode und Kunst wurde von den artistischen Bemühungen der 90er Jahre bereits Lügen gestraft. Natürlich kommt Zeitgeist, als Bezeichnung für die einer geschichtlichen Periode eigentümlichen Auffassungen und kulturellen Äußerungen, nicht nur im Gegenstandsfeld der Mode zur Darstellung, sondern auch im künstlerischen Kontext. Zu nennen sind hier die trendigen Fotoarbeiten von Wolfgang Tillmanns2, die siebziger-Jahre-Retro-Kunstwerke von Tobias Rehberger sowie die überdimensionierten Flyer, die der Schweizer Techno-DJ Sidney Stucki in Museumsausstellungen an die Wände malt. Embleme der Techno-und House-Industrie, die man eher von Kleidungsstücken, Schallplatten oder Werbeplakaten als von Ölbildern kennt, lassen sich auch in den Arbeiten des Berliner Künstlers Michel Majerus finden. Kürzlich präsentierte er in der Kölner Galerie Monika Sprüth einige Kästen, auf denen das Label-Zeichen “plus eight” von Plasticman auszumachen…


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