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Magazin: Publikationen · von Jochen Becker · S. 451 - 451
Magazin: Publikationen , 1994

Versteinertes Berlin

ARCH+, die »Zeitschrift für Architektur und Städtebau«, beschreibt in ihrer neuesten Ausgabe eine fatale Stadtentwicklung

Der Architekturtheoretiker Vittorio M. Lampugnani verkündete kürzlich im “Spiegel”, nun würden “wieder Leute gesucht, die ein anständiges Haus bauen können: mit einem praktischen Grundriß, mit soliden Wänden, mit großzügig proportionierten Räumen, mit fein durchgearbeiteten Fenstern und Türen”. Doch Lampugnani mußte gar nicht erst lange suchen; vielmehr trat er auf als Sprecher einer Seilschaft gestandener Baumeister in Berlin, welche für die Ewigkeit bauen möchten. Gerade Monotonie und Konventionen, Standardisierung und Rationalisierung finden Lampugnanis Wertschätzung, da sie “dem Ernst der historischen Situation mit Rigorosität entsprechen”. Vor diesem Hintergrund möchte er keineswegs die Architektur des Nationalsozialismus geschmäht wissen, hat sie doch “ausgesprochen solide detaillierte Bauten hervorgebracht”.

Doch nicht dem “Spiegel”, sondern dem Heft 122 von ARCH+ soll hier die Aufmerksamkeit gelten. Mit der Headline “Von Berlin nach Neuteutonia” bietet die Zeitschrift für Architektur und Städtebau eine breit aufgefächerte Offensive gegen eine “Steinerne Stadt”, wie sie die Berliner Verwaltung und eine Schar von Baumeistern auf dem Potsdamer Platz und am Alex, für die Museumsinsel, entlang der Friedrichstraße und im Spreebogen errichten möchten. Das Titelbild zeigt eine verzerrte Landkarte von Europa, dessen mehr oder minder gedehnten Kreise die zukünftigen ICE-Fahrzeiten von und nach Berlin aufzeigen: Paris und Madrid liegen plötzlich ganz nah, während der Balkan oder die ehemaligen Sowjetrepubliken weit abgeschlagen bleiben. Im Zentrum des mitteleuropäischen Strudels steht der braungefärbte “Block 208” am Gendarmenmarkt, zu dessen Errichtung sich die “geistesverwandten Architekten” Kollhoff, Kleinhues, Sawade und Dudler zusammengetan haben.

Im Einklang mit der…

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