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Titel: Die Zukunft des Körpers I · von Stahl Stenslie · S. 178 - 187
Titel: Die Zukunft des Körpers I , 1995

Stahl Stenslie
Vernetzung des Fleisches

»I, I feel so real«
Moby

Am Ende des Jahrtausends hat sich der Leib in einen schizoiden Körper verwandelt. Einerseits ist er ein einzelner, einheitlicher, materieller Gegenstand mit einer Lebenszeit von ungefähr 70 Jahren, andererseits hat er den Quantensprung in ein transzendentales Selbst mediatisierter Realitäten vollzogen. Die Frage lautet nicht mehr, was oder wer ich bin, sondern was oder wer ich alles sein kann.

Der Cyberspace-Körper ist alt und neu. Er ist alt hinsichtlich der phantastischen Aspekte, die sich in die Qualitäten eines idealen Körpers projizieren lassen – das ist aus der Science-fiction bekannt. Auf der anderen Seite ist er durch seine Personifikation in der konsensuellen Realität von interaktiven, computergenerierten Umwelten radikal neu.

Ich strebe in meiner Beschäftigung mit dem virtuellen Körper eine “tabula rasa” an, das heißt, ich will den Körper innerhalb des Kontextes der neuen Medien neu definieren und erforschen. Ich verstehe den Körper – und auch die Personalität – als Konstruktion. Der Körper, wie wir ihn kennengelernt haben, gibt es nicht mehr. Neue Technologien ermöglichen es uns, ihn auf radikal neue Weisen wahrzunehmen und zu erfahren.

Der Körper der Zukunft hängt mehr denn jemals zuvor vom Kontext, von der Präsentation und der Abstraktion ab.

Der entstehende replikante Technokörper erzeugt sich selbst kontinuierlich in Hypergeschwindigkeit aus Samples. Er zerfällt und rekombiniert sich eher nach Prinzipien der Lust als nach solchen der Notwendigkeit. Die Cyber-Erotik ist die neue Libido.

Einerseits kann ich nicht verhindern, von einer bestimmten Euphorie hinsichtlich all der Möglichkeiten mitgerissen zu werden, die in der schönen, neuen Welt des…


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