Paolo Bianchi
Vermesser der Welt
Der Geologe Augusto Gansser besuchte als wichtige Station seines Forscherlebens den Dschungel in Kolumbien
Der Schweizer Geologe Augusto Gansser setzte wissenschaftliche Marksteine zu einem Zeitpunkt, als Forschung noch Abenteuer bedeutete. Als erster ausländischer Wissenschaftler umrundete er 1936 den heiligen Berg Kailash in Tibet, und seine Studien im Himalaya sind heute noch gültige Grundlagen des Fachs. Gansser durchstreifte als Forscher die Kontinente, von Grönland nach Zentralasien, von Kolumbien nach Persien.
Der ehemalige Zürcher Professor Gansser gehört zu den bedeutendsten Entdeckern des 20. Jahrhunderts. Ein aktueller Bildband*, der das bewegte Leben des heute 98-jährigen Geologen schildert, führt an unzählige Orte, die noch kein Mensch vor ihm betreten hat. Gansser erkundete die Welt, forschte, reiste, kartografierte und fotografierte. Er war Mann einer Frau, die er über alles liebte, und Vater von sechs Kindern, die rund um den Globus zur Welt kamen.
Der Buchumschlag zeigt ein Foto von Gansser am Fuße des Himalaya in einem zinnoberroten Schafwollmantel als Lama, einem spirituellen Lehrer, verkleidet. Tibet war damals für Ausländer unzugänglich. „Wäre ich entdeckt worden, hätte mir die Todesstrafe gedroht“, erzählt der Forscher der Buchautorin Ursula Eichenberger. Wie eine Gebetsmühle in der Hand eines tibetischen Pilgers zeigt die Aufnahme den Geologenhammer als ständigen Begleiter dieses Vermessers der Welt. Spätestens seit Daniel Kehlmanns Bestseller „Die Vermessung der Welt“ (2005) über den Entdecker Alexander von Humboldt und den Mathematiker und Astronomen Carl Friedrich Gauss sind Abenteurer erneut in den Fokus einer großen Öffentlichkeit geraten und vermögen zu faszinieren.
1938 bis 1946 in Kolumbien
Buchautorin Eichenberger erzählt, dass während in…