VERFALL UND VERNICHTUNG
Guckt Euch das jetzt ein halbes Jahr an, wie dieses Bananenscheibchen verfault… wie die kleinen Fliegen hineinkommen… Vergänglichkeit und Zersetzung usw. sind ja Themen, mit denen er sich auseinandersetzt” , notierte Daniel Spoerri über die Arbeit von Dieter Roth.1 Jede organische Substanz verändert sich im Laufe der Zeit: Sie trocknet aus und wird hart oder zerbröckelt, oder sie fault und gärt durch das Wirken von Mikroorganismen. So lange die Künstler – und zwar auch jene der Moderne – den Wunsch hatten, dass ihre Werke möglichst unverändert die Zeiten überdauern, vermieden sie allein schon aus konservatorischen Gründen das Einfügen von realen Nahrungsmitteln in Collagen und Assemblage-Objekten.
Vergänglichkeit
Erst als der prozesshafte Verfall ausdrücklich zum Thema erhoben wurde, finden sich in der jüngeren Kunstgeschichte Multiples wie Dieter Roths “Taschenzimmer” (1968) mit einer Bananenscheibe auf Karton.
Andere Objekte von Dieter Roth enthalten Fett, Gewürze, Schokolade, Kakao oder Gemüsesaft in Plastikbeuteln. Roths “großer Sonnenuntergang” (1968) besteht aus einer Scheibe Wurst auf Karton in einer Plastiktasche – die Außentemperatur bedingt eine Veränderung des Objekts durch das Auslaufen des Fetts. Rings um die Scheibe bildete sich schon sehr rasch ein Fettkranz mit durchaus malerischem Effekt.
Die Propagierung einer “Einheit von Kunst und Leben” mündete seinerzeit bei vielen Fluxus-Künstlern in eine anti-künstlerische Haltung, die zugleich als anti-museal zu verstehen ist: Jene Künstlergeneration empfand ein Unbehagen gegenüber den Museen als “Grabkammern der Kunst”, und so vermochte in den Objekten und Installationen gerade die sichtbare Zersetzung organischer Stoffe die kustodischen Bemühungen um museale Konservierung zu konterkarieren. HA Schult z.B. führte 1969…