München
Velvet Terrorism
Pussy Riot’s Russia
Haus der Kunst, LSK-Galerie 06.09.2024 – 02.02.2025
von Jolanda Drexler
Mit zwiespältigen Erwartungen folgt man der aus Sicherheitsgründen sehr kurzfristig ergangenen Einladung zur Pressekonferenz anlässlich der Ausstellung des feministischen Punkkollektivs Pussy Riot im ehemaligen Luftschutzkeller des Hauses der Kunst. Im Bildgedächtnis taucht spontan das hypersexualisierte Hochglanzpop-Mixtape von Nadeshda Tolokonnikowa auf, das sie vor zwei Jahren in Los Angeles aufnahm, aber natürlich auch das wirkmächtige, aggressive Punk-Gebet in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, das Pussy Riot 2012 via YouTube weltweit berühmt machte. Tatsächlich ist man dann vor Ort, fesselnd eingeführt von den Mitgliedern Marija Aljochina und Taso Pletner, überwältigt von dem unglaublichen Mut, dem bizarren Ideenreichtum, der Hartnäckigkeit und, ja auch, der Schönheit dieser russischen Aktivistinnen. Bereits 13 Jahre protestiert das feministische Künstlerinnenkollektiv gegen das immer brutaler vorgehende autoritäre Regime von Wladimir Putin – durchaus mit Humor und Spaß, doch zunehmend forcierter und professioneller. Lange Untersuchungshaft, zweijähriger Aufenthalt der Mitglieder Aljochina und Tolokonnikowa (2012 / 13) in einem unmenschlichen Straflager sowie harte Schläge hielten Pussy Riot nicht davon ab, gegen die Unterdrückung in Russland weiterzukämpfen. Heute lebt ein Großteil des Kollektivs im Exil und engagiert sich für die Ukraine.
„Höchst radikale Performances“ (Zinaida Starodubtseva, Kunstforum International, Bd. 223) gab es in Moskau auch schon vorher, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. Sie wurden gegen die Jahrtausendwende von der autoritären Staatsmacht zunehmend unterbunden, um schließlich gegen 2010 erneut Fahrt aufzunehmen – besonders hervorzuheben ist die Gruppe Voina, die auch maßgeblich zur Entstehung von Pussy Riot beitrug. Die subjektive und…