Angelika Stepken
Veit Stratmann
Ruine der Künste, 4.5.-2.6.1989
Im Herbst 1986 eröffnete Wolf Kahlen, Video-Künstler und Professor für Bildhauerei an der Technischen Universität Berlin, im Villen- und Uni-Viertel Dahlem einen “privaten Ort für materielle und immaterielle Künste”. Die erste Ausstellung versprach Signal-Charakter: Kahlen zeigte Gedankenfotografien des amerikanischen Mediums Ted Serious. Esoterisches, parapsychologisches, metaphysisches Gedankengut bestimmt seitdem indes weit weniger das Ausstellungsprogramm als der unprogrammatische Wunsch des Betreibers, daß alle Ereignisse in dem Haus entweder mit ihm persönlich oder eben dem Raum der “Ruine der Künste” in Beziehung stehen sollten.
Für die eingeladenen (.. und mit Kahlen befreundeten) Künstler – u. a. Julius, Eric Snell, Ryszard Wasko, Ugo Dossi, Wolfgang Laib, Peter Hutschinson, Jochen Gerz… – hatte das zur Folge, daß sie fast ausnahmslos sehr behutsam in/mit dem Raum arbeiteten, ihre Werke in die vorgegebene Architektur integrierten. Dazu muß man wissen, daß eben diese Innenarchitektur von Wolf Kahlen wesentlich verändert und geprägt wurde. Während er das Äußere der Villa, ihre im Zweiten Weltkrieg zerschossenen und weiterhin verwitterten Fassaden sowie die wilde Vegetation ringsum nicht anrührte – im Gegenteil: anspielungsreich daraus den Namen der “Ruine” herleitete -, wurde der gesamte innere Raumkörper entschlackt und mit einer neuen Haut versehen. Wände und Zwischendecken des zweigeschossigen Gebäudes wurden zum Teil herausgenommen, so daß ein einziger durchlässiger Hohlkörper entstand, dessen Gliederungen nur in der Benutzung, im Begehen der unterschiedlichen Räumlichkeiten erfahrbar werden.
Veit Stratmann, Schüler von Sarkis in Straßburg, war im Mai zu Gast in der Ruine. Auch er beschränkte sich in seiner Installation “Fosse” auf ein bescheidenes Maß…