VAJIKO CHACHKHIANI
Heavy Metal Honey
Bundeskunsthalle 29.06 – 07.10.2018
von Renate Puvogel
Der junge georgische Künstler (geb. 1985 in Tiflis) hat seine Ausstellung überzeugend als Gesamtinszenierung konzipiert: je ein Video rahmt als Prolog bzw. Epilog eine umfangreiche Rauminstallation aus Skulpturen, objets trouvée, Ensembles, Fotos und Zeichnungen. Deshalb bedurfte es auch nicht der etwas aufdringlichen Kopie einer Orpheus-Figur am Eingang, um das Mythologische mit einzubeziehen in die eindringliche Erzählung aus Persönlichem und Globalem, aus Geschichte und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit. Allein schon die Betonfigur, die in der Videoprojektion Winter which was not there einem Geburtsvorgang vergleichbar aus dem Wasser gezogen wird, birgt im Erinnern an Zeitgeschichtliches auch die Reminiszenz an antike Plastik in sich. Dass die Statue den Protagonisten der Handlung selbst sozusagen als alter ego darstellt, führt zum Mythos des Narziss, es schwingt aber auch ein wenig Pygmalions Versuch mit, eine Figur zum Leben zu erwecken. Der Orpheus des Films sorgt selbst dafür, dass er scheitert: er knotet die massive Statue mit einem Seil an seinen Toyota und schleift sie durch Stadt und Land unbemerkt hinter sich her, bis sie schließlich völlig zerrieben ist. Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen, sie lässt sich sogar durch Wiederholen auslöschen. Die diktatorischen Gegner der revolutionären Bewegungen im Nahen Osten und andernorts bleiben zwar vom Sockel gestürzt, aber gelöst sind die Probleme nicht.
Diese Gegenbewegungen von Entstehen und Vergehen, von Leben und Tod durchziehen sämtliche Arbeiten von Chachkhiani. Immer wieder ist vom Verschwinden die Rede, sei es, dass in der Abwesenheit ihr Gegenteil beschworen wird und durch das Ausmerzen…